Antidepressivum als neue Therapieoption in der Leukämietherapie?

von 29. September 2014

Bei den anderen, sehr viel häufigeren Leukämieformen ist das Medikament unwirksam und zeigt diesen Effekt nicht. „Es konnte unter der Mitarbeit unserer Arbeitsgruppe gezeigt werden, dass die Kombination von ATRA mit einem lange bekannten Antidepressivum Leukämiezellen zur Ausreifung bringt – was die Zellen unschädlich macht“, so Prof. Dr. Carsten Müller-Tidow, Direktor der Universitätsklinik für Innere Medizin IV.

Die Ergebnisse lassen sich sowohl in Zellkulturexperimenten als auch bei Versuchen in an Leukämie erkrankten Mäusen nachweisen. Diese vielversprechenden Ergebnisse wurden bereits in der renommierten Fachzeitschrift „Nature Medicine“ von der Arbeitsgruppe gemeinsam mit Forschern aus Großbritannien und Kanada. Es zeigte sich, dass ein molekularer Block besteht, der durch das Antidepressivum überwunden werden konnte. Insgesamt führten die Ergebnisse zu einem neuen Therapieansatz, der Hoffnung bei der Bekämpfung der Akuten Leukämie gibt.„Die Kombination dieser beiden Substanzen zeigte in unseren Untersuchungen sehr überzeugende Ergebnisse. Wir hoffen sehr, dass sich diese auch in der Therapie beim Patienten zeigen lassen“, erklärt Professor Müller-Tidow.

Er und sein Team haben diese Therapie selbst entwickelt.Die neuen Erkenntnisse sollen nun in einer klinischen Prüfung (Phase I/II) unter dem Namen TCP-AML bei 16 Patienten überprüft werden. Die Patienten mit einer AML erhalten diese Kombinationstherapie in Tabelettenform (ATRA und Antidepressivum) über zwölf Monate. Dr. Petra Tschanter, die die Studie gemeinsam mit Prof. Müller-Tidow leitet, erklärt: „Beide eingesetzten Medikamente sind seit langer Zeit im klinischen Einsatz, so dass die Nebenwirkungen gut untersucht sind.“ Die Studienteilnehmer stehen unter ständiger medizinischer Kontrolle. Während der Studie erfolgen zusätzliche Analysen des Blutes und Knochenmarks, um den Wirkmechanismus im Menschen weiter zu untersuchen.

Die Studie wird von der Deutschen Krebshilfe mit 367.000 Monate unterstützt und wird von Prof. Müller-Tidow und Dr. Petra Tschanter vom Universitätsklinikum Halle aus geleitet. Weitere Prüfzentren in Deutschland sind Dresden, Essen und Münster.