Eigentlich ist es bisher nur in Einzelfällen erlaubt, Schmerzpatienten und chronisch Leidenden Cannabisprodukte zu verschreiben. Doch bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2016 wurde doppelt so viel Cannabis aus der Apotheke verkauft wie in der Vorjahreshälfte. Der Sprung von 33,8 auf rund 61,8 Kilogramm ist beachtlich. Die Zahlen stammen vom Bundesgesundheitsministerium, die damit Auskunft auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundesparlament gibt. Allerdings nennt das Gesundheitsministerium anscheinend keine Gründe für diesen Anstieg.
Cannabis ist in Deutschland illegal. Obwohl seit Jahren kontroverse Diskussionen um das Thema geführt werden, rührt sich auf der politischen Ebene nicht viel. Mittlerweile wird Cannabis aber nicht mehr nur als Suchtmittel angesehen, sondern auch als schmerzlinderndes, heilsames Medikament. Studien aus den USA – wo Cannabis in einigen Bundesstaaten schon legalisiert wurde – belegen teilweise, dass Cannabis schonender bei Schmerzen und Übelkeit helfen kann, als etwa chemische Substanzen.
Insofern hat es das Bundesverwaltungsgericht im Jahre 2005 erlaubt, dass Schmerzpatienten Cannabis nutzen dürfen – allerdings nur, wenn alternative Möglichkeiten nicht mehr helfen. Sie haben seitdem per Einzelfallentscheidung eine Erlaubnis für den legalen Cannabiskauf erhalten. Nun ändert sich aber etwas an der Gesetzeslage: Statt über die Einzelfallentscheidung, soll nun Cannabis auf Rezept verkauft werden. Mit einer kleinen Hürde, denn bevor die ganze Angelegenheit tatsächlich reformiert wird, muss der Bundestag noch zustimmen.
Viele Politiker, insbesondere die Linke, werfen der Regierung zu langes Zögern bei der Entscheidung vor; medizinisches Cannabis kann hilfreich sein und Leiden lindern. Seit 2015 seien bereits 11 Patienten an ihren Leiden gestorben, bevor über ihren Antrag auf Cannabis entschieden werden könnte.
Erleichtert werden soll der Prozess auch, indem Cannabisprodukte in Deutschland staatlich angebaut werden. Bis dahin soll mit Importen gearbeitet werden.