Die vielen Gesichter der Allergie

von 7. Juli 2014

Bauchschmerzen, Husten oder wiederholte Hautausschläge – bis ein Arzt bei diesen Symptomen eine Allergie diagnostiziert, haben viele Betroffene einen langen Leidensweg hinter sich. „Allergische Erkrankungen können sehr vielseitig sein und sich hinter unspezifischen Beschwerden verbergen“, erklärt Dr. Burkhard Kreft, Dermatologe und Oberarzt am Universitätsklinikum Halle, „eine Allergie aufzuspüren ist daher auch für uns Ärzte eine große Herausforderung.“ Allergische Erkrankungen sind auf dem Vormarsch und zählen mittlerweile zu den häufigen Krankheitsbildern. Tendenz steigend. Zahlreiche Betroffene fühlen sich durch ihre Allergie in ihrer Leistungsfähigkeit und Lebensqualität deutlich eingeschränkt. Die Beschwerden reichen von Fließschnupfen über Hustenattacken bis hin zu Übelkeit, Bauchschmerzen oder sogar Kreislaufstörungen. Auch unterschiedliche Hautsymptome werden häufig beobachtet. Die Symptome bei einer Allergie sind vielfältig – und daher selbst für Ärzte nicht immer eindeutig.

Wird die Allergie nicht rechtzeitig erkannt und behandelt, kann sie sich erheblich verschlimmern. Fachleute sprechen von einem „allergischen Marsch“ oder „Etagenwechsel“, wenn sich eine Allergie von den oberen auf die unteren Atemwege ausbreitet. Aus einem Heuschnupfen wird so in vielen Fällen ein allergisches Asthma bronchiale. Hinzu kommt, dass sich so genannte Kreuzallergien entwickeln können. Das bedeutet: Der Heuschnupfen-Patient reagiert plötzlich auf bestimmte Lebensmittel wie Nüsse, Äpfel oder Sellerie . Beruflich verursachte allergische Erkrankungen, allen voran Ekzemerkrankungen der Haut können gar zur Berufsunfähigkeit führen. „Je früher Allergien erkannt werden, desto besser sind sie behandelbar“ bestätigt Dr. Kreft, „daher ist eine schnelle und zuverlässige Diagnose so wichtig.“

Der Experte rät, auch bei unklaren Symptomen an eine Allergie zu denken. Es sei darum von entscheidender Bedeutung, Allergien aus einem interdisziplinären Standpunkt zu betrachten. Denn: „Arbeiten Mediziner unterschiedlicher Fachrichtungen zusammen, können wir die Diagnostik verbessern und den Betroffenen früher helfen“, so Kreft.

Erste Ansprechpartner für betroffene Patienten sind in der Regel zunächst niedergelassene allergologisch tätige Ärzte der Fachrichtungen Dermatologie, Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Pneumologie, Gastroenterologie und Kinderheilkunde. Darüber hinaus existieren am Universitätsklinikum entsprechende allergologische Spezialambulanzen.

Nachgefragt beim Experten:

Herr Dr. Burkhard Kreft ist Oberarzt am Klinikum für Dermatologie und Venerologie des Universitätsklinikums Halle (Saale). Er leitet dort unter anderem die allergologische Ambulanz der Hautklinik. Hier werden unterschiedliche allergologische Erkrankungen diagnostiziert und behandelt, vom Heuschnupfen über die Nahrungsmittelallergie, Insektengiftallergie, Arzneimittelunverträglichkeiten bis zu den allergischen Ekzemerkrankungen an der Haut.

Frage: Herr Dr. Kreft, wo finden Patienten mit unklaren Beschwerden Hilfe?

Wer den Verdacht hat, dass sich hinter seinen Symptomen eine Allergie verbergen könnte, sollte sich zunächst an einen niedergelassenen allergologisch tätigen Arzt wenden bzw. sich vom Hausarzt dorthin überweisen lassen. Dieser wird den Patienten auf unterschiedliche Allergien testen. Ist eine weiterführende Diagnostik und Therapie erforderlich, erfolgt dann in vielen Fällen eine Überweisung in eine Spezialambulanz des Universitätsklinikums.

Leben mit einer Allergie – was gilt es dabei zu beachten?

Patienten sollten den allergieauslösenden Stoff, das so genannte Allergen, meiden. Dies ist allerdings nicht immer möglich. Die Beschwerden können auch mit Hilfe von Medikamenten gelindert werden, so genannten Antihistaminika. Es gilt jedoch zu beachten, dass dabei meist nur die Symptome, nicht aber die Ursache der Krankheit bekämpft werden. Patienten, bei denen die Gefahr eines allergischen Schocks besteht, müssen zudem immer ein Notfallset mit Medikamenten und einem Adrenalin-Autoinjektor bei sich tragen.

Kann eine Allergie auch ursächlich therapiert werden?

Es besteht die Möglichkeit der so genannten Allergie-Impfung, auch bekannt als Hyposensibilisierung oder allergenspezifische Immuntherapie. Diese setzt tatsächlich bei den Ursachen der Allergie an. Die Behandlung dauert in der Regel 3-5 Jahre, während dieser Zeit bekommt der Patient in regelmäßigen Abständen eine definierte Menge des allergieauslösenden Stoffes unter die Haut gespritzt oder in Form von Tabletten oder Tropfen zum Einnehmen. Der Körper gewöhnt sich an das Allergen. Dadurch besteht die Möglichkeit , dass die Beschwerden in vielen Fällen deutlich gelindert werden oder ganz verschwinden.