Disease-Management-Programm (DMP) Diabetes setzt neue Maßstäbe

von 8. November 2014

Seit Anfang 2003 bietet die AOK Sachsen-Anhalt ihren Versicherten das Disease-Management-Programm Diabetes mellitus an. Was versteht man darunter?

„Der Begriff Disease-Management bedeutet planvolles Meistern der Krankheit. Das Ziel des DMP-Diabetes ist es, Folgeerkrankungen rechtzeitig zu erkennen und damit weitesgehend zu vermeiden. Darum ist es für die Patienten besonders wichtig, dass sie aktiv in die Behandlung miteinbezogen werden. Arzt und Patient planen die Therapie gemeinsam und vereinbaren individuelle Thereapieziele. Anhand evidenzbasierter medizinischer Leitlinien wird der Patient vom Arzt behandelt und gegebenenfalls zusätzlich zu weiteren Fachärzten überweisen.

Dem Patienten soll geholfen werden, mit seiner Krankheit besser umzugehen und sein eigenes Verhalten der Krankheit anzupassen, um seine Lebensqualität möglichst lange zu erhalten. Umfassend informiert, können chronisch kranke Menschen besser mit ihrer Krankheit leben.“

Wer kann am DMP-Diabetes teilnehmen, wie sieht die Resonanz aus und welche Informationsmöglichkeiten gibt es zudem?

„Teilnehmen können alle AOK-versicherten Patienten, die an Diabetes mellitus erkrankt sind. Die Teilnahme ist für Arzt und Patient freiwillig. In Sachsen-Anhalt haben sich bereits über 1.000 Ärzte für das DMP-Diabetes entschieden. Rund 90.000 Versicherte der AOK Sachsen-Anhalt, die an Diabetes mellitus erkrankt sind, beteiligen sich daran.

Mehrere wissenschaftliche Studien belegen nach elf Jahren Laufzeit den Nutzen der Disease-Management-Programme (DMP) für die teilnehmenden Patienten. So hat die ELSID-Studie des Universitätsklinikums Heidelberg gezeigt, dass die DMP-Teilnehmer im Durchschnitt länger leben als Diabetiker, die nicht in ein solches Programm eingeschrieben sind. Scheinbar Unmögliches funktioniert – die nachweisbare Verbesserung der Lebensqualität und sogar Lebensverlängerung in effizienteren Strukturen.

AOK-Versicherte können sich gern in einem der 44 AOK-Kundencenter, z.B. zwei Mal in Halle, oder unter der kostenlosen Hotline 0800 2265726 zum Disease-Management-Programm Diabetes beraten lassen.“

Auch im Internet unter:Themen-Spezial – Diabetesgibt es viele Informationen rund um das Thema Diabetes.

Warum ist die Einführung von Programmen für chronisch kranke Menschen – wie Diabetiker – so wichtig?

„Durch eine Modernisierung des Gesundheitssystems kann die Qualität der ärztlichen Behandlung gesteigert und somit weitere Wirtschaftlichkeitsreserven erschlossen werden. Deshalb bietet die AOK Sachsen-Anhalt bereits seit dem Jahr 2000 spezielle Diabetikerprogramme an.

Eingeschriebene Patienten genießen eine intensivere Betreuung und Schulung. Die AOK war von Anfang an Vorreiterin bei der Einführung der Behandlungsprogramme. Wir haben gezeigt, dass sich die Versorgung verbessern lässt, wenn Hausärzte, Fachärzte, Krankenhäuser sowie Krankenkassen an einem Strang ziehen und patientenorientiert zusammenarbeiten.

Seit Januar 2003 können sich nun alle Versicherten der AOK Sachsen-Anhalt in dieses strukturierte Behandlungsprogramm für Diabetiker eintragen. Die AOK Sachsen-Anhalt wird sich auch zukünftig verstärkt dafür einsetzen, strukturierte Versorgungsformen anzubieten.

Worauf muss man bei der Ernährung achten?

Übergewicht gilt als Risikofaktor für Diabetes mellitus. Jedes Kilo weniger zählt. Schon bei leichtem Übergewicht steigt das Risiko, dass der Stoffwechsel durcheinander gerät. Fettzellen produzieren Stoffe, die eine so genannte Insulinresistenz verstärken und so zum Diabetes führen können. Obwohl die Bauchspeicheldrüse genug Insulin produziert, können die Körperzellen den Blutzucker nicht mehr aufnehmen. So kann der Blutzucker nicht mehr optimal verwertet werden.

Auch wenn Diabetes eine chronische Erkrankung ist, also ein Leben lang besteht, hilft die Änderung der Lebensgewohnheiten, den Stoffwechsel und damit gleichzeitig den Gesundheitszustand zu verbessern. Diabetes ist eine schwerwiegende Krankheit, die auf Dauer zu Gefäßerkrankungen, Nervenschäden, Netzhauterkrankungen und schweren Nierenschäden führen kann.

Gerade in der Anfangsphase kann bei Übergewichtigen der Diabetes leicht behandelt werden. Meist hilft das Abnehmen von wenigen Kilo, unterstützt durch mehr Bewegung. Sollten sich hierdurch die Blutzuckerwerte nicht normalisieren, helfen Tabletten oder Insulin.

Gibt es spezielle Tipps oderPrinzipien für eine gesunde Lebensweise?

Dass Diabetiker heute im Vergleich zu früheren Zeiten einen so normalen Alltag leben können, ist durch das größere Wissen um die Erkrankung und die besseren Therapiemöglichkeiten möglich geworden. Zucker ist durchaus erlaubt, sollte aber zehn Prozent der Tagesenergie nicht übersteigen.

Für Diabetiker gelten dieselben Prinzipien für eine gesunde Lebensweise wie für alle anderen auch: Viel Obst und Gemüse, reichlich Ballaststoffe und viel Bewegung sind eine gute Basis – das gilt vor allem auch für die vielen Typ-2-Diabetiker, die mit zu vielen Pfunden zu kämpfen haben.

Wer neben der Zuckerregel auf Folgendes im Alltag achtet, macht als Diabetiker schon das meiste richtig:

  • Viel “gute Kohlenhydrate”essen: Dabei handelt es sich um die, die den Blutzucker langsam ansteigen lassen, wie Vollkorn-Produkte, Hülsenfrüchte, fettarme Milchprodukte, frisches Obst und Gemüse.

  • Weniger als ein Drittel der täglichen Energie sollte Fett sein, möglichst wenig davon sollte tierisch sein.

  • Ein halbes Kilo Obst und Gemüse liefern alle nötigen Vitamine, Mineralstoffe und Stoffe, die die Zellen schützen (Antioxidantien).

  • Wenig Alkohol trinken.

Ein Beispiel: Ein durchschnittlich schlanker Mensch, der überwiegend sitzt, braucht am Tag etwa 2000 Kalorien. Zehn Prozent Zucker entsprechen dann etwa 50 Gramm oder zwölf Teelöffel. Einrechnen muss der Diabetiker aber auch den Zucker, der in anderen Lebensmitteln steckt, wie in Fruchtsäften oder Joghurt. Auch Honig, Agavendicksaft und Ahornsirup zählen dazu. Sinnvoll ist es, die Zuckermenge über den Tag verteilt und nicht auf einmal zu sich zu nehmen.

Wer nun gerne mal nascht, muss natürlich sein Zucker- und Energielimit im Auge behalten. Eine Alternative zum Zucker sind Süßstoffe, die es in verschiedensten Formen von Saccharin über Aspartam bis Stevia gibt. Diese Stoffe haben eine viel größere Süßkraft als normaler Zucker und kleinere Mengen müssen beim Berechnen der Insulindosis erst gar nicht bedacht werden.

Auch wenn in der Vergangenheit dieser Eindruck erweckt wurde, brauchen Diabetiker keine speziellen Diabetiker-Nahrungsmittel. “Nahrungsmittel dürfen seit Ende 2012 nicht mehr als spezielle Diabetikerkost produziert und deklariert werden. Oftmals sind gerade sie mit besonders viel Fett zubereitet worden und allein deshalb schon ungeeignet.

Verraten Sie unseren Lesern ein paar Tricks zum Abnehmen?

  • Gehen Sie nicht hungrig einkaufen. Schreiben Sie vorher auf, was Sie brauchen.

  • Vorsicht mit Fertigprodukten: hier lauern versteckte Fette im Überfluss.

  • Achten Sie auf viel Frischkost: Bei Obst und Gemüse können Sie ruhig zugreifen. Auch Vollkornprodukte gehören auf den Speiseplan.

  • Fett sollten Sie meiden. Besonders achten müssen Sie auf versteckte Fette in Wurst und Käse. Käse nur unter 45 Prozent in der Trockenmasse kaufen. Bei Wurst am besten zu Geflügelsorten greifen, auch magerer Schinken ist ab und zu erlaubt.

  • Lieber Fisch statt Fleisch essen. Bei Fleisch zu mageren Sorten greifen, zum Beispiel Puten- oder Hähnchenfleisch.

  • Magerquark statt Sahnequark essen, Jogurt und Milch mit wenig Fett wählen.

  • Mindestens zwei bis drei Liter pro Tag trinken, am besten Mineralwasser oder ungesüßten Tee. Auf gesüßte Fruchtsäfte und Limonaden sowie auf Alkohol möglichst verzichten. Als große Mahlzeiten. Essen Sie abends nicht zu spät.

  • Bewegen Sie sich mehr. Gehen Sie regelmäßig spazieren oder werden Sie sportlich aktiv. Planen Sie die Bewegung, z.B. in einem Fitnessstudio oder Sportverein, in Ihren Alltag ein.

  • Essen Sie lieber mehrmals am Tag kleine Portionen