Dreifach gegen Übergewicht

von 18. September 2017

In Sachsen-Anhalt sind besonders viele Kinder von dieser Krankheit betroffen. Allein bei der AOK Sachsen-Anhalt sind es rund 1700 Minderjährige. Erfasst werden nur diejenigen, bei denen eine ärztliche Diagnose vorliegt, die Dunkelziffer dürfte daher weitaus höher sein. Wer in jungen Jahren schon unter Adipositas leidet, gerät oft in einen Teufelskreis und trägt die Krankheit bis ins Erwachsenenalter. Die Folgen können fatal sein: Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs und letztlich eine verringerte Lebenserwartung.

Das Leben umkrempeln

Die AOK Sachsen-Anhalt hat deshalb ein Angebot für Kinder und Jugendliche von 10 bis 16 Jahren mit krankhaftem Übergewicht entwickelt. Der Name „move [&] eat [&] more“ ist dabei Programm. Es geht nicht nur ums Abnehmen, sondern um eine nachhaltige Umstellung der Lebensweise. „Move“ steht für mehr Bewegung, um die Muskeln wieder zu stärken und so den Stoffwechsel zu normalisieren. Eine Sporttherapeutin weckt wieder Freude an Bewegung. Der Ernährungsplan wird im „Eat“-Teil unter die Lupe genommen. Denn Adipositas hat ihre Ursache oftmals in Fehlernährung. Hier lernen die Teilnehmer zum Beispiel, wie gefährlich Softdrinks und Fruchtsäfte sind. Eine Ernährungsberaterin zeigt den Familien, dass gesundes Essen und Trinken längst nicht mehr nur fade Verzichtskost ist. Von zentraler Bedeutung ist schließlich das „more“. Stark übergewichtige Kinder sind häufig von Ausgrenzung und Hänseleien betroffen. Eine Psychologin hilft ihnen dabei, wieder selbstbewusst durchs Leben zu gehen.

Eltern werden eingebunden

„Move [&] eat [&] more“ spricht nicht nur Kinder und Jugendliche an. Auch die Eltern werden in das Programm eingebunden. Schließlich sind sie es, die den Einkauf erledigen und das Essen zubereiten. Mehr Verantwortung müssten die Eltern übernehmen, sagt Psychologin Ute Griesenbeck aus Magdeburg, die bei dem Projekt den „more“-Teil übernimmt.

Alternativen statt Verbote

Die Ernährungsberaterin Hanna-Kathrin Kraaibeek hat das Programm aufgebaut. „In erster Linie bestimmen die Kinder, was sie von dem Angebot nutzen wollen. Denn die Freude und Freiwilligkeit an dem Programm ist der wichtigste Garant für seinen Erfolg“, sagt sie. Der entscheidende Schritt sei es, die Kinder und Jugendlichen aus der Inaktivität herauszuholen und ihnen Alternativen zu Fernseher oder Computer schmackhaft zu machen statt nur Verbote aufzuzeigen. „move [&] eat [&] more“ macht Schluss mit frustrierenden Diäten und erfolglosen Abnehmversuchen.

AOK übernimmt die Kosten

Am 6. November startet das Programm in Halle. Sechs Monate dauert ein Durchlauf. Die Kinder besuchen dabei regelmäßig wöchentlich Treffen bei den Expertinnen der drei Elemente Bewegung, Ernährung und Psychologie, oft mit ihren Eltern zusammen. Die Kosten übernimmt die AOK Sachsen-Anhalt. Voraussetzung ist die regelmäßige Teilnahme. Informationen gibt es bei der AOk-Koordinatorin Prävention, Heike Karpe, unter (0391) 2878-42604 und heike.karpe@san.aok.de. Infos im Netz auf der Projektseite unter www.move-eat-more.de. Bei entsprechender Nachfrage sind weitere Termine möglich.