Drittes US-Patent für Fetalchirurgen Prof. Michael Tchirikov von der Universitätsmedizin Halle (Saale)

von 12. Juli 2016

Das Ziel der Fachrichtung ist es, das gesunde fetale Überleben zu ermöglichen und eventuell verbleibende Schäden zu minimieren, um damit ein normales Leben zu gewährleisten. „Hierzu ist es unerlässlich, die Methoden der modernen Medizin mit weiterführenden Innovationen stetig zu verbessern“, sagt Prof Tchirikov. Für seine Entwicklungen hat er innerhalb kurzer Zeit bereits mehrere Patente erhalten: Jüngst das dritte US-Patent für einen Ballonkatheter für die Behandlung der Urethralklappen (Harnröhrenklappen) eines Kindes noch im Mutterleib.

Zuvor hatte er in diesem Jahr für sein sogenanntes „Double Bubble“-Ballonkathetersystem Patente in den USA sowie in Europa erteilt bekommen. Das System wird verwendet, um Einstichstellen in Hohlorganen oder perkutanen System zu verschließen. Der Katheter kann über die Pränatalmedizin hinaus auch in der Palliativmedizin verwendet werden. Prof. Tchirikov ist damit aktuell der einzige Mediziner an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg mit dieser Anzahl an Patenten.

Bei sogenannten suprapubischen Obstruktionen, das heißt einer Verengung der Harnröhre beim Fetus, wird im Zentrum für Fetalchirurgie mit Laser-Technik die verengte Stelle der Urethra noch im Mutterleib geöffnet. Die alte Methode, die Implantation eines sogenannten „Pig-tail“-Katheters, wird deutlich seltener angeboten, weil der Fetus in der Lage ist, den Katheter selbst aus der Harnblase herauszuziehen. Mit dem neuen verbesserten Katheter mit einem Ballon an dem Ende, das in der Harnblase des Babys verbleibt, wird die Lageveränderung des Katheters und somit auch eine Unterentwicklung der fetalen Harnblase vermieden.

Ein weiteres US-Patent hat Prof. Tchirikov im Jahr 2015 für die Entwicklung einer hypotonischen wässrigen Zusammensetzung erhalten, die hauptsächlich als Fruchtwasser-Ersatz im Falle eines vorzeitigen Blasensprungs Verwendung findet. Dadurch kann ermöglicht werden, in den meisten Fällen die extreme Frühgeburt (vor der 28. Schwangerschaftswoche) zu verhindern.

Die von Prof. Tchirikov entwickelte neue Methode der kontinuierlichen Amnioninfusion über ein unter der Haut implantiertes Portsystem ermöglicht eine kontinuierliche Gabe der Fruchtwasser-Ersatzlösung nach dem vorzeitigen Blasensprung. Der Lavage-Effekt verhindert den Befall des Feten und der Amnionhöhle mit Bakterien, reduziert die inflammatorisch-systemische Reaktion und verbessert damit das neonatale Ergebnis, wie Prof. Tchirikov 2013 im Journal of Perinatal Medicine publizierte. Kurz zusammengefasst besteht die Methode aus der Implantation eines sehr dünnen Katheters ([lt]0,6 mm Durchmesser) unter Sonografie in die Amnionhöhle. Der Katheter wird mit einer kleinen Titan-Kapsel verbunden, die unter der Haut implantiert wird. Über die Kapsel kann das künstliche Fruchtwasser kontinuierlich über den Katheter verabreicht werden. Nach einigen Anwendungen stellte sich heraus, dass der USA-Katheter aus der Gebärmutter oft herausrutschte, sodass kein „flush out“-Effekt erreicht werden konnte. Dieser ist aber nötig, um schädigende Substanzen aus der Gebärmutter zu entfernen. Deshalb wurde der Katheter mit einem Anker-System nach dem von Prof. Tchirikov selbst erneut überarbeiteten Katheter-Muster von einer Firma aus Essen weiterentwickelt.

Im Jahr 2015 erhielt Prof. Tchirikov zudem im Ausland einen Forschungsauftrag für die kontinuierliche Amnioinfusion beim vorzeitigen Blasensprung und Fruchtwassermangel (Amhydramnion) bei Patientinnen zwischen der 22. und 28. Schwangerschaftswoche für eine internationale prospektiv randomisierte multizentrische Studie, die bereits in fünf Ländern begonnen wurde. Bis Ende 2017 soll die Rekrutierung der Patientinnen abgeschlossen sein. „Dann ist es möglich, über sichere Vorteile der Methode zu sprechen“, sagt Prof. Tchirikov.