FotoWeltoffenheit und digitales Lernen im Dialog

von 14. Juli 2020

Weitere Themen waren die Auswirkungen der Corona-Krise auf den Lehrbetrieb, die Chancen und Defizite im Bereich der digitalen Wissensvermittlung sowie die generalistische Pflegeausbildung.

Mit dem Statement „Schule ohne Rassismus“ greift die Christliche Akademie eine bundesweite, schulformübergreifende Initiative auf und eröffnete das rund 90- minütige Gespräch mit Dr. Karamba Diaby. Geschäftsführerin Axinia Schwätzer betonte: „Unsere Positionierung wird mit dem Selbstverständnis als christliche Einrichtung bereits angedeutet, ist aber aus unserer Sicht noch deutlicher in der Praxis zu zeigen. Uns ist wichtig, nicht nur auf dem Campus den Zusammenhalt – ohne Blick auf die Herkunft – zu stärken. Auch im Dienst am Patienten ist kulturelle Kompetenz für einen ganzheitlichen Pflegeprozess unabdingbar und manchmal genauso wichtig wie fachliches Handeln. Constanze Burchert, pädagogische Leiterin für den Bereich der Ausbildung, ergänzte: „Unsere Auszubildenden sind natürlich auch Multiplikatoren für die wichtige Fähigkeit, das Miteinander zu gestalten und vorurteilsfrei an jeden Menschen heranzutreten. Wir wollen das mit der stärkerenIntegration dieser Aspekte in den Unterricht nach innen und außen leben.“ Auch rund zehn Auszubildende nahmen an dem Gespräch teil und schilderten ihre Eindrücke und Ideen, wie sogenannter „Alltagsrassismus“ entlarvt, persönliche kulturelle Bedürfnisse von Patienten besser erkannt und selbstverständliche Diversität künftigen Kollegen und Mitpatienten überzeugend nähergebracht werden können. Dr. Karamba Diaby unterstrich die Bedeutung der Entwicklung für die Pflege, die vor rund 15 Jahren mit einem Memorandum zur kultursensiblen Altenpflege ihren Anfang genommen habe. „Schule ohne Rassismus“ sei in Sachsen-Anhalt sehr erfolgreich und könne durch Module im Unterricht und in Workshops gezielt und praxisgerecht in die Einrichtungen gebracht werden.

Weitere Gesprächsthemen waren die Einstellung des Präsenzlehrbetriebs an der Christlichen Akademie aufgrund der Corona-Epidemie und die Erfahrungen mit dem Unterrichten und Lernen aus der Distanz. Stellvertretend für das Lehrerkollegium schilderte Anja Dönitz-Händler die Herausforderungen für alle Beteiligten. Zwar sei es gelungen, die Auszubildenden per E-Mail regelmäßig mit Lernaufträgen zu versorgen, telefonischen Kontakt zu halten und auch in Videokonferenzen Fragen, zum Beispiel zur Prüfungsvorbereitung, zu beantworten. Es habe sich aber auch gezeigt, dass die technische Ausstattung der Einrichtung und auch der Auszubildenden das digitale Lernen noch nicht zur selbstverständlichen Alternative oder Ergänzung macht. Geschäftsführerin Axinia Schwätzer erläuterte die Problematik: „Bei der digitalen Ausstattung sind wir finanziell stark eingeschränkt, da wir über die Refinanzierung nach dem Krankenhausfinanzierungsgesetz hinaus erheblichen Anschaffungsbedarf haben. Dieser muss aus anderen Quellen wie zum Beispiel den Fort- und Weiterbildungsangeboten geschultert werden, was bereits mittelfristig nicht gelingen kann. Zudem sind die Antragsverfahren unnötig komplex. Von den rund 120.000 Euro, die wir für eine grundlegende digitale Ausstattung benötigen, wurden derzeit nur rund 50.000 Euro in Aussicht gestellt.“ Hier sei neben dem Bund auch das Land Sachsen-Anhalt in der Pflicht, wie der Blick auf erfolgreiche Umsetzungen in Bayern zeige. Den Hinweis aus dem Kreis der Auszubildenden, dass die Lernenden bei Ausstattung und Quellen häufig auf private Möglichkeiten und Quellen angewiesen seien und eine Ungleichheit entstünde, griff Dr. Diaby umgehend auf. Er wolle ein Gespräch mit der zuständigen Staatssekretärin vermitteln und etwaige finanzielle Zusagen aus der Bundespolitik prüfen.

Persönliches Gespräch auf Initiative von Auszubildenden: Dr. Karamba Diaby und Geschäftsführerin Axinia Schwätzer mit Auszubildenden der Christlichen Akademie (Quelle: CAGP / Jan-Stephan Schweda)

Zum Abschluss des Gespräches wurde der hallesche Abgeordnete mit Schwerpunkt in der Bildungs- und Forschungspolitik mit kritischen Stimmen zur neuen generalistischen Pflegeausbildung konfrontiert. Der Kompromiss, so eine anwesende Pflegeexpertin, habe auch zu einem Qualifikationsgefälle innerhalb Europas geführt und die Attraktivität des deutschen Arbeitsmarktes sowie die berufliche Mobilität in der Pflege eingeschränkt. Auch hier gaben die Gastgeber dem Abgeordneten eine Bitte mit auf den Weg und regten die bessere Information und Einbindung der Ausbildungseinrichtungen an. Die Erfolgsprüfung der Generalistik und Gespräche mit Experten aus der Pflege, so Dr. Diaby, seien aus seiner Sicht nicht wie vereinbart erst nach 5 Jahren, sondern bereits früher notwendig. Die Christliche Akademie sei herzlich eingeladen, ihre Stimme einzubringen.