Informationen der Stadt Halle (Saale) zum Corona-Virus am 27.03.2020

von 27. März 2020

In der täglichen Pressekonferenz informierten Oberbürgermeister Dr. Bernd Wiegand, die Beigeordnete für Bildung und Soziales, Katharina Brederlow, und Amtsärztin Dr. Christine Gröger zur aktuellen Lage Corona-Virus.

Hier das Statement der Oberbürgermeisters:

Die Stadt Halle kommt immer mehr zur Ruhe. Der Ausbruch der Pandemie in Deutschland steht aber erst am Anfang. Ich bitte Sie eindringlich: Helfen Sie uns, diesen Stillstand zu bewahren. So lange, bis wir gesicherte Erkenntnisse darüber haben, ob sich das gefährliche Corona-Virus weiter mit dieser Dynamik ausbreitet oder nicht.
Zur Entwarnung gibt es keinen Grund. Die angeordneten Maßnahmen dürfen nicht zu früh aufgehoben oder gelockert werden, andernfalls könnte das Virus mit voller Wucht zurückkommen.

Zur Risikogruppe gehören ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen. Doch auch bei jungen Menschen ohne Vorerkrankung können schwere Verläufe auftreten, wie aktuelle Befunde zeigen. Ich rate daher dringend: Bleiben Sie zu Hause. Vermeiden Sie Kontakte. Verlassen Sie das Haus nur noch aus triftigen Gründen. Erst nach Ostern können wir eine erste Bilanz ziehen. Deshalb ist es derzeit nicht angezeigt, um über eine stufenweise Aufhebung der Einschränkung des öffentlichen Lebens zu diskutieren.

Meine Hoffnung ist, dass die in der Stadt Halle frühzeitig eingeleiteten Maßnahmen Wirkung zeigen. Die Zahlen von heute zeigen allerdings, dass sich die Pandemie weiter ausbreitet, eine Alternative zu den strikten Eindämmungsmaßnahmen, die die Stadt bereits am 12. März eingeleitet hat, gibt es derzeit nicht. Ein Impfstoff steht noch aus.

Zur aktuellen Lage:

In Sachsen-Anhalt sind aktuell 500 Infektionsfälle gemeldet, 80 Fälle mehr als am Vortag, bei zwei Todesfällen.
In der Stadt Halle gibt es aktuell 113 Infektionsfälle. Die Zahl hat sich damit zum gestrigen Tag um neun weitere Fälle erhöht.

Unter den Infizierten befindet sich auch ein Asylbewerber, der gestern aus der zentralen Aufnahmestelle in Halberstadt nach Halle gekommen ist. Der Betreffende wurde von Beginn an isoliert. Die Stadt Halle steht in engem Austausch mit dem Land und den Kollegen in Halberstadt. Dort wurde inzwischen die gesamte Aufnahmestelle unter Quarantäne gestellt.

Am heutigen Freitag ist auf dem Parkplatz der Arbeitsagentur in der Schopenhauerstraße eine mobile Station gestartet, an der Corona-Tests durchgeführt werden können. Der Andrang zu Beginn war groß, aber geordnet – mit rund 50 Fahrzeugen. Das Angebot steht Hallenserinnen und Hallensern von Montag bis Sonntag von 9 Uhr bis 16 Uhr zur Verfügung. Mitzubringen ist die Gesundheitskarte bzw. die Krankenversichertennummer.

Unverändert stabil arbeiten die drei Schwerpunktpraxen in der Poli Reil, in der Jägergasse und am Neustadt-Centrum. Gestern wurden hier insgesamt 159 Abstriche genommen.

Zur medizinischen Situation in den Krankenhäusern in der Stadt:

In den Kliniken der Stadt steigt die Zahl der Covid-19-Patienten stetig. Aktuell befinden sich 22 Personen in stationärer Behandlung, sechs mehr als gestern. Drei Patienten müssen beatmet werden, diese Zahl ist gleichbleibend. Um die Entwicklung an dieser Stelle auch einmal in Relation zu setzen: Im Vergleich zum Vortag hat sich die Anzahl der Covid-19-Patienten in den Kliniken damit um über 37 Prozent erhöht. Zu- und Abgänge in den Krankenhäusern sind wichtige Indikatoren bei der Bewertung eines Erfolges bei der Eindämmung des Virus.

Um auch bei einer weiteren Ausbreitung von Covid-19 handlungsfähig zu bleiben, ist deshalb inzwischen die ehemalige Orthopädie der Uniklinik in der Magdeburger Straße ertüchtigt worden und einsatzfähig. Ich möchte noch einmal ausdrücklich betonen: Alle fünf Krankenhäuser der Stadt bringen sich hier ein. Es ist ein Parade-Beispiel dafür, wie sich alle gemeinsam dafür einsetzen, die bestmögliche Versorgung für die Patienten sicherzustellen.

Die Schutzausrüstung in der Stadt reicht gegenwärtig noch für zehn Tage aus. Die Stadt Halle (Saale) hatte bereits in der vergangenen Woche vorsorglich die Hilfe der Bundeswehr zur medizinischen Versorgung angefordert. Denn es ist nicht ausgeschlossen, dass die personelle und sächliche Ausstattung nicht ausreichend sein wird, falls die Krise fortschreitet.

Zu den Kontrollen am gestrigen Tag:

Ordnungskräfte der Stadt haben gestern 425 Kontrollen durchgeführt, hinzu kamen 323 Fahrzeugkontrollen durch die Polizei. Verstöße wurden nur vereinzelt festgestellt. Insgesamt wurden elf Strafanzeigen gestellt.

Zu den Unterstützungsangeboten:

Uns erreichen aktuell sehr viele, teilweise private Hilfsangebote, die bei der Produktion von Mund-Nase-Schutzmasken unterstützen wollen. Diese Initiativen zeigen, wie viele Menschen sich in der gegenwärtigen Situation einbringen wollen.

Dennoch ist aus medizinischer Sicht an dieser Stelle Vorsicht geboten. Selbstproduzierte Masken erfüllen in aller Regel nicht die gebotenen Sicherheitsvorschriften. Für medizinisches Personal sind sie deshalb ungeeignet. Im privaten Sektor gibt es zwar einen gewissen Schutzeffekt für Dritte, selbst ist man aber auch bei Tragen einer Maske nicht vor einer Ansteckung gefeit.

Die Stadt Halle hält sich daher weiter an die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts. Diese sehen das Tragen eines Mund-Nase-Schutzes für medizinisches Personal und für Infizierte vor, nicht aber als Schutz gegen eine Infektion.

Liebe Hallenserinnen, liebe Hallenser,

die eingangs genannten Zahlen zeigen, dass es im Moment noch viel zu früh ist, die Eindämmungspolitik zu lockern. Es gibt noch keinen Grund zur Entwarnung. Deshalb bleibt wie immer am Ende mein wichtigster Wunsch:

Bleiben Sie zu Hause. Und bleiben Sie gesund!

Auch die gesamte Pressekonferenz inklusive der Fragen der per Video zugeschalteten Medienvertreter finden Sie hier aufdemYouTube-Kanalder Stadt.