Nach einem Kaiserschnitt – die nächste Geburt auf natürlichem Weg?

von 23. September 2016

Diese kostenlose Veranstaltung, gemeinsam mit der Krankenkasse Novitas BKK organisiert, findet im Universitätsklinikum Halle (Saale), Ernst-Grube-Straße 40, Lehrgebäude/Hörsaal, um 17 Uhr statt. Der Referent beantwortet nach seinem Vortrag gern die Fragen der Besucherinnen und Besucher.

1991 wurden im gerade wiedervereinten Deutschland 126.297 Frauen per Kaiserschnitt (Sectio caesarea) von ihren Kindern entbunden (Rate: 15,3 Prozent). Innerhalb von 20 Jahren stieg die Kaiserschnitt-Rate kontinuierlich auf 32,2 Prozent (2011) an und stagniert seitdem auf diesem Niveau Halle rangiert dabei mit 27,1 % (2012) im „unteren Mittelfeld“. Für Sachsen-Anhalt lag der Anteil an Schnittentbindungen im Jahr 2013 insgesamt bei 29,3% (2013).

Mit anhaltend hohen Kaiserschnitt-Raten steigt jedoch die Zahl der Frauen, die sich nach einem Kaiserschnitt intensive Gedanken machen, auf welchem Weg bei einer nächsten Schwangerschaft die Geburt erfolgen soll oder kann. Bundesweit betrifft das derzeit mehr als jede achte Schwangere. Drei alternative Entbindungs-Szenarien sind in dieser Situation möglich. Die Schwangere kann jedoch eigentlich nur zwischen zwei Möglichkeiten frei wählen: einem primären, nochmaligen Kaiserschnitt (sog. Re-Sectio caesarea) und dem Versuch einer Spontangeburt.

Während erstere Möglichkeit – eine primäre Sectio caesarea – mit relativ großer Sicherheit wie geplant umgesetzt werden kann, gelingt der Versuch einer Spontangeburt meist nur in etwa der Hälfte aller geplanten Fälle. Die übrigen Patientinnen planen zwar eine Spontangeburt, werden jedoch letztlich wieder per Kaiserschnitt (sekundäre Sectio caesarea) von ihrem Kind entbunden (3. Entbindungs-Szenario). 2013 wurden in Sachsen-Anhalt mehr als zwei Drittel der Patientinnen bei Zustand nach Schnittentbindung erneut per Kaiserschnitt von ihrem Kind entbunden.

Deutschlandweit ist in mehr als 50 Prozent dieser Fälle der dokumentierte Grund für eine Re-Sectio caesarea sogar alleinig der Zustand nach Kaiserschnitt und somit offenbar die Befürchtung einer Narbenruptur. Die Narbenruptur (ein Aufreißen der Gebärmutter im Bereich der „alten“ Kaiserschnittnarbe) trifft statistisch jede 100. Frau, welche bei Zustand nach Sectio caesarea versucht, ihr Kind auf dem normalen Weg einer Spontangeburt auf die Welt zu bringen. Eine Narbenruptur wiederum ist in jedem zehnten Fall mit einem Todesfall im Zusammenhang mit der Entbindung bzw. einer neurologisch eingeschränkten kindlichen Prognose verbunden.

Die Verunsicherung der Patientin, die im Rahmen der Geburtsplanung über die möglichen Komplikationen einer Spontangeburt bei Zustand nach Kaiserschnitt aufgeklärt wurde, zieht – sehr oft auf ausdrücklichen Wunsch der Schwangeren – die Entscheidung für eine primäre Re-Sectio caesarea nach sich. Es ist unzweifelhaft die Pflicht eines jeden Frauenarztes, über die sehr seltenen, jedoch ggf. folgenschweren Komplikationen im Rahmen der versuchten Spontangeburt bei Zustand nach Sectio caesarea, wie mütterliche bzw. kindliche Todesfälle, aufzuklären. Auf der anderen Seite dürfen auch die Risiken des primären Kaiserschnittes wie Blutung, Infektion oder Verletzung von Nachbarorganen keinesfalls vernachlässigt werden. Die Sicherheit einer normalen, vaginalen Spontangeburt bei Zustand nach Kaiserschnitt sollte im Rahmen der Geburtsplanung anhand von Pro- und Kontra-Argumenten thematisiert werden.

Die Frage: „Ist eine natürliche Entbindung nach Kaiserschnitt möglich?“ wird das Hauptthema der Präsentation und der anschließenden Diskussion mit Dr. Gregor Seliger sein!

Hinweis: Aus organisatorischen Gründen (Kapazität des Hörsaals) bitten wir um Anmeldung entweder unter der Telefonnummer 0800 65 66 900 (gebührenfreien) bei der Novitas BKK oder auf der Internetseite www.novitas-bkk/kassentreffen.