Saisonale Grippe durch nachgewiesene Influenzaviren

von 27. Oktober 2015

Die Vogelgrippe wird vom Typ H5N1 übertragen und verbreitet sich in erster Linie unter Tieren. Besonders betroffen sind Hühner, Puten, aber auch Zugvögel, z.B. Enten, oder Schwäne. Influenza-A-Viren kommen beim Menschen und bei Säugetieren (u.a. Schweine, Pferde) vor. Die eigentlichen Wirte von Influenza-A-Viren sind jedoch Vögel, insbesondere Wasservögel, bei denen alle bisher bekannten HA- und NA-Subtypen nachgewiesen wurden. Die bei Vögeln vorkommenden Influenzaviren werden aviäre Influenzaviren genannt. Die Influenza ist eine der letzten großen Infektionskrankheiten, die die gesamte Menschheit bedroht. Besonders gefürchtet sind die alle 11 – 40 Jahre auftretenden globalen Grippewellen, die in der Vergangenheit mehrere Millionen Todesopfer gefordert haben. So wütete im Jahre 1918 die “Spanische Grippe” auf der ganzen Welt. Ihr fielen über 40 Millionen Menschen zum Opfer. Die Übertragung der Erkrankung erfolgt über die Luft, durch mit Viren beladene Tröpfchen beim Niesen oder Husten. Durch eine Grippeschutzimpfung kann eine Ansteckung zu etwa 70% verhindert werden. Kommt es trotzdem zu einer Influenzaerkrankung, verläuft diese meist deutlich harmloser und schneller. Schweinegrippe und saisonale Grippe sind sich sehr ähnlich. Beide sind gekennzeichnet durch plötzliches Einsetzen von Fieber, Unwohlsein, Appetitlosigkeit und Schnupfen. Zusätzlich treten bei der Schweinegrippe auch Übelkeit, Erbrechen und Durchfall auf. Diese Symptome treten meist nicht bei der saisonalen Grippe auf. Der Virustyp kann nur mit einem Labortest bestimmt werden. Bis April 2009, so das Robert-Koch-Institut, kamen in der menschlichen Bevölkerung die Subtypen A(H1N1), A(H3N2) sowie Influenza B vor. Seit April 2009 verbreitet sich zusätzlich das pandemische (auf der ganzen Welt vorkommende) Influenzavirus A(H1N1), das sich in seiner Zusammensetzung vom bis dahin zirkulierenden Erreger des Subtyps „A(H1N1) 2009“ wesentlich unterscheidet und dieses vermutlich auch ersetzen wird. Die drei Pandemien des letzten Jahrhunderts (1918, 1957 und 1968) verursachten laut Robert-Koch-Institut ca. 40 Millionen bzw. 1–2 und 0,75–1 Millionen Tote. Im Juni 2009 hatte die WHO wegen des Auftretens des Influenzavirus A(H1N1) das erste Mal seit 1968 wieder den Beginn einer Pandemie bekannt gegeben. Die Inkubationszeit (Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch von Symptomen) der saisonalen Influenzaviren und des Influenzavirus „A(H1N1) 2009“ ist vergleichbar und beträgt 1–2 Tage. Bei der Vogelgrippe scheint sie länger zu sein: 2-5 Tage wurden beobachtet. Die Dauer der Ansteckungsfähigkeit liegt für alle drei Formen bei 4-7 Tage. Entsprechend sollen Patienten, die sich wegen einer Influenza im Krankenhaus befinden, über einen Zeitraum von 7 Tagen isoliert werden.

Ursachen

Die Influenza oder Grippe wird durch das Influenzavirus ausgelöst. Die Übertragung erfolgt über die Luft durch Tröpfchen beim Niesen oder Husten, die mit Viren beladen sind. Die hoch ansteckenden Viren gelangen durch die Luft in die Atemwege und können sich dort vermehren. Man unterscheidet bei den Grippeerregern mehrere Typen. Für den Menschen sind in erster Linie die Typen A, B und C von Bedeutung. Vor allem Influenzaviren des Typs A verursachen weltweite Grippeausbrüche, während die Typen B und C eher örtlich begrenzte Grippewellen auslösen. Das große Gefahrenpotential der Erreger liegt in ihrer Fähigkeit, ihre Oberflächenstruktur zu verändern. Dadurch sind sie in der Lage, jedes Jahr mit einem anderen “Gesicht” aufzutreten. Trifft das neue Virus nun auf einen Menschen, ist dessen Immunsystem nicht in der Lage, Abwehrstoffe gegen den Erreger zu bilden. Entsprechend können sich die Grippeviren ungehindert im Körper vermehren und ausbreiten. Die Veränderung ihrer Oberflächenstruktur kann aber hin und wieder auch zur Entstehung einer sehr aggressiven Form des Virus führen.

Symptome

Etwa ein bis drei Tage nach der Ansteckung kommt es zum Ausbruch der Virusgrippe. Der Verlauf der Erkrankung kann sehr unterschiedlich sein und reicht von leichten Beschwerden bis zum Tod innerhalb weniger Stunden (vor allem bei älteren Menschen). Die höchste krankmachende Eigenschaft (Pathogenität) besitzt das Influenza A Virus. Deshalb sind die Symptome hier stärker ausgeprägt als bei der Influenza B oder C. In der Regel beginnen die Symptome mit plötzlich einsetzendem Fieber über 39°C, Schüttelfrost, Kopf- und Muskelschmerzen, Schweißausbrüchen, Halsschmerzen und einem trockenen, quälenden Reizhusten. Die Viren vermehren sich zuerst im oberen Atemwegstrakt, können im schlimmsten Falle jedoch auch die inneren Organe und das Gehirn befallen. Die Erkrankung verläuft in den meisten Fällen ohne Komplikationen und klingt nach 4 – 8 Tagen wieder ab. Schwere Formen der Virusgrippe werden oft bei älteren Menschen, bei Patienten mit schwacher Abwehrlage (immunsupprimierten Patienten) oder bei Patienten mit chronischen Vorerkrankungen beobachtet, können aber in jedem Lebensalter auftreten. Die meist gefürchtete Komplikation ist der plötzlich eintretende Tod infolge einer nicht behandelbaren Lungen- oder Herzmuskelentzündung.

Diagnostik

Aufgrund der Symptome kann die Diagnose der Grippe nur während einer Grippewelle verhältnismäßig sicher gestellt werden. Mit dem so genannten Hirst-Test werden Antikörper im Serum nachgewiesen und der Titeranstieg (damit sind die Antikörper gemeint, die mengenmäßig erfasst werden) im Verlauf beobachtet. Die Viren können aus Rachenspülflüssigkeit beziehungsweise aus dem Nasensekret angezüchtet werden. Hinzu kommt das Feststellen von Blutbildveränderungen: zu Beginn eine Zunahme der weißen Blutkörperchen (Leukozytose), später eine deutliche Abnahme der weißen Blutkörperchen (Leukopenie). Mittels PCR-Untersuchung von Mundspülflüssigkeit oder Sputum kann das auslösende Virus mit hoher Sicherheit nachgewiesen werden. Der sog. Influenza-Schnelltest erfasst die üblichen Influenza-Viren, nicht jedoch das H1N1-Virus (Auslöser der Schweinegrippe).

Auswirkungen

Die Komplikation der Grippeerkrankung entwickelt sich aus den bakteriellen Zweitinfektionen (Superinfektionen). Neben den Lungenkomplikationen können Komplikationen am Herz-Kreislauf-System auftreten, wie beispielsweise Herzrhythmusstörungen, Herzinsuffizienz, Lungenödem oder ein Kreislaufschock, die zum Tod des Patienten führen können. Eine weitere Komplikation ist die lebensbedrohliche Gehirnentzündung. Die Auswirkungen der Komplikationen hängen in erster Linie vom Gesundheitszustand des Patienten ab. Alte Menschen und Schwangere sowie Menschen mit Vorerkrankungen der Atemwege, z. B. mit chronischer Bronchitis, oder mit Vorerkrankungen des Herzens, z. B. mit Klappenfehlern, sind besonders gefährdet. Allerdings wurden auch Epidemien beobachtet, die insbesondere bei jüngeren Menschen mit einer hohen Sterblichkeit einhergingen.

Therapie

In Deutschland sind zur Therapie der Influenza das Medikament Amantadin (nur Influenza A) und die so genannten Neuraminidase-Hemmer Zanamivir (Relenza™) und Oseltamivir (Tamiflu™) zugelassen. Amantadin, das nur gegen Influenzavirus A wirkt, wurde bereits in den 60er Jahren zur Prophylaxe und Therapie der Influenza eingesetzt. Bei Gabe innerhalb von 48 Stunden nach den ersten Symptomen verkürzt sich die Dauer des Fiebers um etwa einen Tag. Die Einnahme des Präparats ist oft mit vielen Nebenwirkungen verbunden. Ferner bildet es in kurzer Zeit resistente Virusstämme, die noch “krankmachend” sind. In Deutschland wurde und wird Amantadin kaum angewendet. Die Neuraminidasehemmer Zanamivir und Oseltamivir gehören zu einer neuen Klasse von Medikamenten gegen Influenza. Beide antiviralen Medikamente sind in minimaler Menge gegen alle bisher bekannten Neuraminidase-Subtypen des Influenza A-Virus sowie gegen die Neuraminidase des Influenza B-Virus wirksam. Zanamivir das seit 1999 zur Therapie der Influenza A und B bei Erwachsenen und Jugendlichen ab 12 Jahren zugelassen ist, wird als Pulver inhaliert. Oseltamivir ist seit Juli 2002 in Deutschland zugelassen, wird als Kapsel oder Suspension verabreicht und kann zur Behandlung von Jugendlichen und Erwachsenen (auch zur Prophylaxe) sowie von Kindern ab dem ersten Lebensjahr eingesetzt werden. Bei einem Therapiebeginn mit Zanamivir und Oseltamivir innerhalb von 48 Stunden nach Auftreten der ersten Krankheitszeichen nimmt die Influenza durch Abschwächung der Symptome einen milderen Verlauf und es kommt zu einer rascheren Linderung der Beschwerden. Folgeerkrankungen durch bakterielle Infektionen (z. B. Bronchitis) treten seltener auf. Die Dauer der akuten Erkrankung kann so um einige Tage verkürzt werden. Der Behandlungserfolg ist umso besser, je frühzeitiger mit der Therapie begonnen wird. Seit November 2009 wurde die zuvor bestehende Meldepflicht für Ärzte eingeschränkt: es müssen nur noch Todesfälle und im Labor eindeutig nachgewiesene Infektionsfälle an das zuständige Gesundheitsamt gemeldet werden. Eine klinisch bedeutsame Resistenzentwicklung von Influenzaviren gegenüber Neuraminidase-Hemmern ist bisher nicht beobachtet worden. Auch ist die Gabe mit wenigen Nebenwirkungen verbunden. Seit der Saison 2007/08 setzten sich laut Robert-Koch-Institut Oseltamivir-resistente A(H1N1)-Viren durch. Das Virus blieb jedoch gegen Zanamivir empfindlich. Das pandemische Virus A(H1N1) 2009, die saisonalen A(H3N2)- und B-Viren sind dagegen weiterhin (mit Ausnahme von Einzelfällen) sowohl gegen Oseltamivir wie auch gegen Zanamivir empfindlich Antibiotika sind bei einer unkomplizierten Grippe wirkungslos, da sie Viren nicht bekämpfen können. Die Grippeschutzimpfung und die Impfung gegen die Schweinegrippe bieten den wirksamsten Schutz vor den Folgen einer Erkrankung und ihren Komplikationen.

Prophylaxe

Die Influenzaimpfung besteht aus einer Einzelimpfung. Sie verleiht Gesunden einen etwa 70%igen Schutz gegenüber einer Influenza. Kommt es doch zu einer Infektion, verläuft die Erkrankung in den meisten Fällen deutlich milder. Die Grippeimpfung muss aufgrund der wechselnden Erregereigenschaften jährlich angepasst und erneuert werden. Ein internationales Referenzzentrum gibt jedes Jahr entsprechende Empfehlungen heraus. Am besten sollte die Impfung in den Monaten September bis November durchgeführt werden. Impfungen zu einem späteren Zeitpunkt sind ebenfalls möglich. Die ständige Impfkommission empfiehlt die Impfung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko infolge einer chronischen Erkrankung. Dazu gehören unter anderem Patienten mit chronischen Lungen-, Herz-Kreislauf-, Leber- und Nierenerkrankungen, Diabetes, Tumorleiden und Immundefiziten. Die Empfehlung gilt auch für alle Menschen über 60 Jahre, Personen in medizinischen Einrichtungen und Leute, die an Arbeitsplätzen mit viel Publikumsverkehr tätig sind, wie z. B. Verkäufer. Kommt es in Ihrer Umgebung zum Auftreten von Grippeviren, sollten sie im öffentlichen Leben einige hygienische Grundregeln beachten, wie z. B. das Vermeiden von Händereichen, Anhusten und Anniesen. Hände waschen und beim Niesen oder Husten nicht die Hand vor den Mund halten, sondern die Ellenbogenbeuge! Viel Obst und Gemüse kann zur Stärkung des körpereigenen Immunsystems beitragen. Bemerkung: Influenza-Erkrankungen sind meldepflichtig, sofern die Erkrankung zum Tode führt.

Bemerkungen

HNO-Heilkunde, Chapman [&] Hall 1997; HNO, Gruyter, 2. Aufl., 1996; Innere Medizin, Herold, 2011; Innere Medizin, Schölmerich, Schattauer, 10. Aufl., 2000

Synonyme

  • Grippe

  • Influenza

  • grippaler Infekt