Sozio-ökonomische Unterschiede in der Gesundheit von Jugendlichen nehmen zu

von 4. Februar 2015

Die Daten basieren auf der internationalen Health Behaviour in School-aged Children (HBSC) Studie, die unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation WHO durchgeführt wird. An der jetzt veröffentlichten Arbeit waren auch Wissenschaftler aus dem Institut für Medizinische Soziologie der halleschen Medizinischen Fakultät (Direktor: Prof. Dr. Matthias Richter) beteiligt. „Die steigende Einkommensungleichheit in Europa und Nordamerika führt zu größeren Ungleichheiten in der psychischen und physischen Gesundheit der 11- bis 15-Jährigen“, erklärt Irene Moor, wissenschaftliche Mitarbeiterin aus Halle.

Bisher war wenig darüber bekannt, wie sich gesundheitliche Ungleichheiten im Kindes- und Jugendalter über die letzten Jahre entwickelt haben. Die hallesche Medizinsoziologin stellt nun fest: „Die neuen Forschungserkenntnisse lassen allerdings keine positive Prognose über die künftige gesundheitliche Chancengleichheit zu.“ Die Ungleichheiten in der Bildung, Beschäftigung und Einkommen – und die damit einhergehenden gesundheitlichen Unterschiede – müssten daher mehr in das Blickfeld der Gesundheitspolitik gerückt werden.

Die Forscher untersuchtendie Gesundheit vonfast einerhalben MillionJugendlichenin 34 Ländernanhand der HBSC-Daten, die zwischen 2002 und 2010 erhoben worden sind.Die Forscher fanden heraus, dass sich, obwohl sichdie Gesundheitinsgesamt verbessert hat, sich die Unterschiede zwischen den sozialen Gruppen vergrößert haben.Ungleichheiten zwischen den sozialen Gruppen konnten beim BMI, der körperlichen Aktivität sowie der geistigen und körperlichen Gesundheit festgestellt werden. „Es zeigten sich Symptome einer wachsenden Kluft zwischen wohlhabenden und benachteiligten Jugendlichen“, erklärt Professor Richter.

Die Autoren der Studie fordern, dass dieser wachsenden Ungleichheit bei der Gesundheit und dem Gesundheitsverhalten entgegen gewirkt werden muss. Wichtig sei es, nicht nur den allgemeinen Gesundheitszustand und Krankheitsprävalenzen zu achten, sondern die ungleichen sozialen und gesundheitlichen Bedingungen in den Fokus zu rücken, um die negativen Folgen der sozialen Ungleichheit für die Gesundheit abzumildern. Hier gibt es wichtige Ansatzpunkte für die Gesundheitspolitik, in die Gesundheit sozial deprivierter Jugendlicher zu investieren.

Veröffentlichung:

“Socioeconomic inequalities in adolescent health 2002–2010: a time-series analysis of 34 countries participating in the Health Behaviour in School-aged Children” (The Lancet, 04.Februar 2015) von Frank J Elgar (McGill Universität, Canada), Timo-Kolja Pförtner (Universität zu Köln, Deutschland), Irene Moor (Martin Luther Universität Halle-Wittenberg, Deutschland), Bart De Clercq (Universität Ghent, Belgien), Gonneke W J M Stevens (Utrecht Universität, Niederlande) und Candace Currie (St Andrews Universität, Schottland)