Universitätsmedizin Halle (Saale) erhält 70.000 Euro von der Robert Bosch Stiftung

von 19. August 2016

An der Universitätsmedizin Halle (Saale) lernen seit dem Wintersemester 2014/15 Medizinstudierende im Praktischen Jahr (PJ) zusammen mit Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege sowie mit Pflegenden in der Fachweiterbildung im Modell-Projekt „Interprofessionelles Notfallmanagement“ das aufeinander abgestimmte Handeln im Notfall. „Wir haben bei null angefangen. Mittlerweile ist die interprofessionelle Lehre sehr gewachsen und fester Bestandteil in der Ausbildung der PJ-Studierenden und der künftigen Pflegekräfte“, sagt Dr. Elisa Haucke, die für die Entwicklung des Konzeptes der IPL an der Universitätsmedizin Halle (Saale) seit einem Jahr verantwortlich ist. Die gemeinsamen Lehreinheiten sollen das Verständnis der Professionen füreinander fördern und wegweisend für eine langfristige interprofessionelle Zusammenarbeit in der Versorgung sein.

An der Medizinischen Fakultät werden neben Human- und Zahnmedizinern auch Pflege- und Gesundheitswissenschaftler ausgebildet, was einen frühzeitigen wissenschaftlichen Austausch der verschiedenen Professionen während der Ausbildung sowie eine enge Zusammenarbeit der jeweiligen Ausbildungsleiter ermöglicht. „Diese besonderen strukturellen Voraussetzungen und personellen Vernetzungen haben uns ermöglicht, ein interprofessionelles Lehrkonzept zu gestalten. In Deutschland gibt es das so in diesem Umfang kaum“, so Projektkoordinatorin Haucke. Auch der Wissenschaftsrat hob diesen Aspekt positiv hervor und empfahl der Fakultät den Ausbau der interprofessionellen Lehre.

„Die interprofessionelle Ausbildung der Gesundheitsberufe in Halle zielt auf die Bearbeitung klinischer Fragestellungen im ärztlich-pflegerischen Team ab. Die Studierenden sollen berufsgruppenspezifische Zuständigkeiten in der Patientenversorgung reflektieren und diese in praktischen Simulationseinheiten zusammenführen“, erklärt Dr. Haucke.

Im Modul Notfallmanagement lernen der Teilnehmer wichtige Kompetenzen in Sachen Kommunikation und Teamarbeit während eines Notfalls. „Bei einer Reanimation muss die Arbeit aller Beteiligten Hand in Hand gehen. Jeder hat seine Aufgabe und muss wissen, was er tut, aber es muss eben auch im Team funktionieren“, sagt die promovierte Ernährungswissenschaftlerin Haucke. Dies werde im Simulationszentrum geübt. Pro Modul nehmen maximal neun PJler und Pflegekräfte teil, die zunächst in einem Seminar theoretisches Wissen vermittelt bekommen. Im Anschluss werden sie in Kleingruppen aufgeteilt, die jeweils ein interprofessionelles Team bilden. Als Vorbereitung auf die Simulation soll sich die Gruppe im selbstgesteuerten, kooperativen Lernen anhand eines konkreten Patientenfalls zur Thematik austauschen, die Versorgung des Patienten vorab im Team besprechen und sich gezielt auf die praktische Trainingseinheit – die komplexe Reanimation – vorbereiten.

Das interprofessionelle Lernen soll dank der Förderung der Robert Bosch Stiftung künftig auch für andere Situationen ausgebaut werden, blickt Dr. Haucke voraus. Dabei werden interprofessionelle Schnittstellen im klinischen Umfeld herausgearbeitet und mit verschiedenen fachlich und thematisch relevanten Schwerpunktthemen (unter anderem Geriatrie, Palliativmedizin) kombiniert. Die Teilnehmer sollen damit gezielt auf Herausforderungen im Klinikalltag vorbereitet werden.

Mit dem Programm „Operation Team – Interprofessionelles Lernen in den Gesundheitsberufen“ unterstützt die Robert Bosch Stiftung bundesweit 17 regionale Kooperationsprojekte, die angehende Ärzte, Pflegekräfte und Therapeuten bereits in der Ausbildungsphase an die Kooperation in einem berufsübergreifenden Team vorbereiten sollen. Universitäten, Hochschulen und nichtakademische Ausbildungseinrichtungen konzipieren dafür gemeinsam neue interprofessionelle Lerneinheiten. Die strukturelle Verankerung und curriculare Integration der neuen Lernangebote stehen dabei im Fokus der Projektarbeit. Die Robert Bosch Stiftung stellte dafür rund 2 Millionen Euro zur Verfügung.