Wenn es schnell gehen muss: UKH-Geburtshelfer schaffen Notfall-Kaiserschnitt in weniger als zehn Minuten

Wenn es schnell gehen muss: UKH-Geburtshelfer schaffen Notfall-Kaiserschnitt in weniger als zehn Minuten
von 5. März 2019

Neueste Studien bestätigen diese Zeitvorgabe als probates Mittel zur Verbesserung des kindlichen Outcomes in Notsituationen. Diese Zeitvorgabe wurde im Universitätsklinikum Halle (Saale) von jeher eingehalten. Durch eine neue Informationskette und geeignete Trainingsmaßnahmen unterbietet das UKH mit seiner Universitätsklinik und Poliklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin diese Zeit um mehr als die Hälfte. Durchschnittlich vergehen zwischen Entschluss und Geburt (Entwicklung) etwa neun Minuten, 2010 waren es noch etwas mehr als 13 Minuten.

Logistisches Herzstück eines jeden Kreißsaales am UKH ist eine neue, sogenannte Reinraum-Sprechstelle – eine Art Wandtelefon. „Durch einen kurzen Tastendruck zu initiieren, kann die exakte Diagnose des Notfalles automatisch an den gesamten Personenkreis durchgegeben werden, der für die Lösung des Problems im Kreißsaal benötigt wird: OP-Pflege, Anästhesie-Pflege, Narkosearzt, Geburtshelfer und Neonatologen“, erklärt Prof. Dr. Michael Tchirikov, Direktor der Klinik.

Die Betreuung von Schwangeren, Kreißenden und Wöchnerinnen erfolgt im Rahmen des Perinatalzentrums Level 1 im Zentrum der Maximalversorgung. Der leitende Oberarzt Dr. Volker Thäle, erklärt: „Alle benötigten Fachkolleginnen und -kollegen sind im Hause und somit nach der entsprechenden Information innerhalb von Minuten vor Ort, um den Notfall zu beherrschen und zu beenden.“ Durch die Einführung der zentralen Information mittels Reinraum-Sprechstelle in den neuen Kreißsälen mit hinterlegten Rufnummern der entsprechenden Fachdisziplinen vereinfachte sich jedoch das Verfahren beträchtlich, was eine signifikante Verkürzung der benötigten Zeit zur Folge hat.

Bei 76 % der Notfallkaiserschnitte im Universitätsklinikum Halle wird das Kind innerhalb von zehn Minuten nach Entschluss zur Not-Operation geboren. Das ist ein enormer Vorteil im Falle von lebensbedrohlichen Komplikationen unter der Geburt für Mutter und Kind. Die Informierten müssen auch die Annahme des Notrufes per Tastendruck auf ihrem DECT-Telefon bestätigen. Auf diese Weise kann verhindert werden, dass die Information bei Nichterreichbarkeit in einer Sackgasse landet. Falls der erste in der Informationskette hinterlegte Adressat nicht anwesend sein sollte, wird der Notruf automatisch mit gleichem Procedere an weitere hinterlegte Telefon-Nummern weitergegeben. Somit ist eine lückenlose Informationskette gewährleistet. Falls sich der zu Informierende in einem anderen Telefonat befindet, wird dieses nach einer freundlichen kurzen Ansage, die die Dringlichkeit der Unterbrechung begründet, beendet.

„Für die Qualität der Betreuung unter der Geburt in einem Perinatalzentrum der Maximalversorgung ist die technische Einrichtung einer solchen zentralen Notrufanlage von essentieller Bedeutung, kommen doch neben Frauen mit unauffälligem Schwangerschaftsverlauf auch ein hoher Prozentsatz von Patientinnen mit Hochrisikokonstellationen zur Geburt in das UKH“, so Dr. Thäle. Letztlich könne es bei jeder Geburt unvorhergesehen zu Komplikationen kommen. Neben dem technischen Know-how ist jedoch vor allem das kompetente interdisziplinäre Zusammenspiel der Fachentitäten Geburtshilfe, Anästhesie und Neonatologie Voraussetzung, um Risikosituationen zu beherrschen und damit Mortalität und Morbidität von Mutter und Kind zu senken.