10 Tage Händel pur

von 3. Juni 2010

Am Donnerstagabend werden mit einem Festakt und dem Festkonzert die Händelfestspiele 2010 in Halle (Saale) offiziell eröffnet. Der Festakt vor dem Konzert ist eine Neuerung. Man hoffe auf diese Weise noch mehr Besucher zu erreichen, meinte Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados. Das Stadtoberhaupt freute sich, dass die Festspiele ohnehin stärker von den Hallensern wahrgenommen werden. Bereits am Nachmittag informierte Clemens Birnbaum, Direktor der Stiftung Händelhaus und erstmaliger Intendant der Händelfestspiele, die Presse über die anstehenden zehn Tage.

Birnbaum versprach ein “facettenreiches Programm” mit mehr als 130 Veranstaltungen an 20 Orten in Halle und Bad Lauchstädt. “Statt einem Motto gibt es in diesem Jahr als Neuerung eine dramaturgische Themenreihe”, so der Festspiel-Intendant. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem Ludovico Ariosts Versepos „Orlando furioso“ aus dem Jahr 1516, der viele Künstler wie Händel und Goethe inspiriert hat und dem 14 verschiedene Veranstaltungen gewidmet sind.

Rund 1.300 Mitwirkende aus fast 25 Ländern wie Frankreich, Spanien, Italien, Österreich, Türkei, Japan, den USA und Deutschland gestalten in den kommenden zehn Tagen ein umfangreiches Programm. Besucher dürfen sich dabei auf musikalische Gäste mit Rang und Namen freuen, wie der Händel-Preisträgerin Cecilia Bartoli, die in diesem Jahr erstmals während der Händel-Festspiele in Halle auftritt. Auch der Countertenor Andreas Scholl und das Ensembles „Il Giardino Armonico“ und Christina Pluhar mit „L’Arpeggiata“ sowie die Pianistin Ragna Schirmer sind dabei. Allesamt Grammy- oder Echo-Klassik-Preisträger. Auch weitere international renommierte Musiker und Ensembles wie „Al Ayre Español“ unter Eduardo Lopéz Banzo, die Sängerinnen Karina Gauvin und Maria Riccarda Wesseling, der Sänger Ahmet Özhan mit dem „Pera-Ensemble“ aus Istanbul, die „Akademie für Alte Musik Berlin“ unter Marcus Creed und die „Accademia Bizantina“ unter Ottavio Dantone machen Halle in den kommenden Tagen zum Mekka für Musikliebhaber.

Als Premieren sind die Festspiel-Neuproduktion von Händels Oper „Orlando“ in der Oper Halle (Musikalische Leitung: Bernhard Forck, Regie: Nicola Hümpel, Ausstattung: Oliver Proske, Nico & the Navigators) sowie das Tanzoratorium „Maria XXX“ (Heike Hennig & Co, Lautten Compagney, Wolfgang Katschner) zu erleben. Eine weitere Opernproduktion, Händels „Siroe“ (Musikalische Leitung und Regie: Wulf Konold, Ausstattung Dietlind Konold) wird als Gastspiel im historischen Goethe-Theater Bad Lauchstädt gezeigt. Als Wiederaufnahme der Festspielproduktion 2009 ist nochmals die selten aufgeführte Oper „Floriante“ zu sehen. Eigens für die Händel-Festspiele erarbeitete das französische Ensemble „L’Arpeggiata“ unter der Leitung von Christina Pluhar ein halbszenisches Konzert mit Tänzern, das zweimal in Bad Lauchstädt zu erleben ist. Darüber hinaus steht das vielfach gerühmte choreografische Konzert „4 Elemente – 4 Jahreszeiten“ mit der Akademie für Alte Musik Berlin auf dem Programm. Das Barockmusik-Ensemble wird Teil der Inszenierung.

Umrahmt wird das Festival von vielen Begleitveranstaltungen wie der Lichtershow Hallumination vom 3. Bis 5. Juni jeweils um 22.30 Uhr auf dem Markt und den vom 4. bis 11. Juni stattfindenden Kinderhändelfestspielen. Oberbürgermeisterin Dagmar Szabados will zudem die Konzertbesucher zu einem gemütlichen abendlichen Ausklang im “Lustgarten der Wasserspiele” in der Neuen Residenz einladen.

Während der Händel-Festspiele 2010 findet am 7. und 8. Juni wieder die internationale wissenschaftliche Konferenz statt. Sie widmet sich dem Komponisten Wilhelm Friedemann Bach (1710-1784), dessen 300. Geburtstag am 22. November gefeiert wird. Laut Professor Wolfgang Hirschmann findet ein zweiter Teil der Tagung am 19. und 20. Oktober in Leipzig statt. Mit dem dortigen Bach-Archiv gebe es in diesem Jahr eine Kooperation. Bei Händel gönnt man sich eine kleine Verschnaufpause. “Wir haben im letzten Jahr soviel Material zusammengetragen, dass es für zwei Ausgaben reicht”, so Hirschmann. Stattdessen solle nun gezeigt werden, dass Wilhelm Friedemann keinesfalls der “missratene Sohn” des Komponisten Johann Sebastian Bach war. “Wir wollen das negative Bild Wilhelm Friedemann Bachs positivieren”, so Clemens Birnbaum.

Das Festival kostet in diesem Jahr rund 1,5 Millionen Euro, eingerechnet bereits die Erlöse aus den Eintrittskarten. Hier liegt die Auslastung bei derzeit 72 Prozent. In den kommenden acht Jahren sei die Finanzierung von Stadt- und Landesseite gesichert. Beide Partner hätten sich bei der Stiftungsgründung vor zwei Jahren zu den Händelfestspielen bekannt, so Oberbürgermeisterin Szabados. Festspiel-Intendant Birnbaum dankte auch den Sponsoren, ohne die bezahlbare Kartenpreise nicht möglich wären. “In den USA müsste man für solche Veranstaltungen das dreifache zahlen.”

HalleForum.de wird in den kommenden Tagen ausführlich über die Festspiele berichten.