175 Jahre Leipziger Missionswerk

von 20. Januar 2011

2011 feiert das Leipziger Missionswerk das 175. Jahr seiner Gründung. Als erste lutherische Missionsgesellschaft gilt sie als "das älteste Einheitsband im deutschen Luthertum". Aus Anlass des Jubiläums finden im Verlauf des Jahres zahlreiche Veranstaltungen statt, bei denen sowohl Vergangenheit als auch Gegenwart und Zukunft in den Blick genommen werden sollen. Erwartet werden dazu auch Gäste aus den Partnerkirchen in Tansania, Indien und Papua-Neuguinea sowie aus Australien.

Nach ihrer Gründung im Jahre 1836 übernahm die Evangelische Missionsgesellschaft zu Dresden (heute Leipziger Missionswerk, LMW) 1840 die Arbeit der Dänisch-Halleschen Mission in Südindien. Sie sei "nicht nur die Mutter, sondern auch die Lehrmeisterin der Leipziger Mission gewesen", betonte Prof. Dr. Hilko Wiardo Schomerus anlässlich der Feier zum 100-jährigen Jubiläum im Jahr 1936. Die Dänisch-Hallesche Mission wurde über 150 Jahre von Halle aus geistlich betreut und maßgeblich von August Hermann Francke (1663-1727), dem Gründer der heute nach ihm benannten Stiftungen geprägt. Dessen Schüler Bartholomäus Ziegenbalg (1682-1719) kam zusammen mit seinem Amtsbruder Heinrich Plütschau (1678-1747) 1706 als erster evangelischer Missionar in Indien an. Hier übersetzte er das Neue Testament ins Tamil. Das Werk gilt heute als eines der frühesten tamilischen Bücher überhaupt.

Die auf Ziegenbalg zurückgehende Tamilische Evangelisch-Lutherische Kirche (TELC) ist heute eine der Partnerkirchen des LMW. Seit 2006 befindet sich der überwiegende Teil des Bibliotheks- und Archivbestandes des LMW als Dauerleihgabe in den Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale), unter anderem auch das wertvolle Tranquebar-Archiv.

Zum Auftakt laden das LMW und die Franckeschen Stiftungen daher gemeinsam am Dienstag, dem 25. Januar 2011 um 18 Uhr zu einer Festveranstaltung mit anschließender Ausstellungseröffnung in den Freylinghausen-Saal der Franckeschen Stiftungen ein. Für die entsprechende indische, musikalische und tänzerische Umrahmung sorgt die Gruppe Sanskriti aus Dresden. Nach dem offiziellen Teil wird zu einem kleinen indischen Imbiss eingeladen.

Informationen zur Ausstellung
Es ist bis heute unter Missionaren eine gute Tradition geblieben, nicht nur über die eigene Arbeit in die Heimat zu berichten, sondern auch Zeugnisse der Kultur zu sammeln und das Alltagsleben im Bild festzuhalten. Das Archiv des Leipziger Missionswerkes bietet einzigartige und vielseitige Möglichkeiten, das Problem des Kulturtransfers und der gegenseitigen Wahrnehmung von Europäern und Indern über drei Jahrhunderte hinweg zu studieren.

Besonders wertvoll ist das Bildmaterial – Aquarelle, Zeichnungen, Kartenskizzen, etwa 20.000 historische Fotos, Glasnegative, Planfilme, Dias, Postkarten, Druckmusterbögen, Andrucke und Druckstöcke, 175 Tonbänder und Filme, Architekturzeichnungen und Karten. Rund 3.000 dieser Fotos aus Indien stammen aus der Zeit zwischen 1850 und 1930. Heute gelten sie als Quellen von besonderem ethnologischem und religionsgeschichtlichem Wert. Sie dokumentieren viele Dinge aus dem indischen Alltag, die man so oft gar nicht mehr beobachten kann, und bewahren sie so vor dem Vergessen.

Zu Beginn des Jahres 2003 hat daher eine Gruppe von Studierenden des Instituts für Indologie der Universität Leipzig in eigener Initiative, außerhalb des universitären Lehrprogramms und ohne finanzielle oder sonstige Förderung durch die Universität oder eine andere Institution, die Katalogisierung und Digitalisierung dieser historisch wertvollen Fotos in Angriff genommen. Anlässlich des 300-jährigen Jubiläums der protestantischen Mission in Indien 2006 stellten sie mit der Ausstellung "Faszination in Schwarz-Weiß. Historische Indienfotos aus dem Bildarchiv des Leipziger Missionswerkes" die Ergebnisse ihres Projekts vor.