Angst geht um in Halle

von 13. Oktober 2010

Am Dienstagabend wurde mit einem Kurzfilmprogramm im Thalia Theater in Halle (Saale) das diesjährige Werkleitz-Festival „Angst hat große Augen“ eröffnet. Schwerpunkt ist das Filmprogramm "Angst in der schwarzen Schachtel", 56 internationale Filme werden gezeigt – vom Spielfilm bis hin zu Dokumentationen. Am 14. Oktober um 19 Uhr werden Filmaufnahmen gezeigt, die im Auftrag des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR entstanden. Unter dem Titel "Das Kino der Geheimdienste" sind in Kooperation mit dem Institut für Kunstgeschichte und Archäologien Europas unter anderem Aufnahmen von Beobachtungsaufträgen, einer Vernehmungen und einer konspirativen Zuführung zu sehen.

Zum Festival gehört aber auch Kunst im öffentlichen Raum. Dabei werden durch Halle täglich fünf Muezzin-Gesänge hallen. Statistische Daten rund um die Migranten werden den Hallenser bei diesem Projekt der KUNSTrePUBLIK zu hören bekommen. Eine Moschee wird für diese Rufe freilich nicht gebaut, stattdessen werden Lautsprecher an verschiedenen Gebäuden in Halle angebracht, so unter anderem auf dem Kaufhof am Marktplatz. Warum die Wahl auf den Muezzin? Das hallesche Wappen weist ja durchaus Ähnlichkeiten zur türkischen Flagge auf, finden die Initiatoren. Vorgesehen sind im Rahmen des Festivals außerdem Vorträge und Panels.

Staatsminister Rainer Robra würdigte in seinem Grußwort die Bedeutung dieser für Sachsen-Anhalt einmaligen Medienwerkstatt, die seit 1996 durch das Land institutionell gefördert wird. Robra hob hervor: „Die Aktivitäten von Werkleitz sind nach wie vor vielseitig und führen dazu, dass wir mit ihnen einen erfolgreichen und großen Veranstalter von Film- und Medienkunstereignissen besitzen, der selbst die Produktion von Kunstwerken ermöglicht, die Entwicklung der Filmkultur und Medienkunst fördert, den künstlerischen Nachwuchs unterstützt und den sachsen-anhaltischen Medienkunstbereich auf nationaler und internationaler Ebene repräsentiert. Das alles unterstützt beispielhaft auch die Entwicklung der Stadt Halle und ihrer Burg Giebichenstein zu modernen Standorten für Medien, Kunst und Medienkunst.“ In seinem Grußwort erinnerte der Staatsminister vor dem Hintergrund des „Themas Angst“ daran, „dass es ganz erstaunlich war, wie Menschen im Herbst 1989 ihre Angst überwanden und gerade darin auf der Straße neue Gemeinschaft fanden und sich ein ganz neues Selbstbewusstsein von freien Bürgerinnen und Bürgern herausbildete.“

Untersucht werden soll im Rahmen des Festivals sowohl, was das Gefühl der Angst erzeugt, als auch wie Menschen auf Angst reagieren – von konkreten Lösungsversuchen über abstrakte Ideen- und Ideologiebildung bis hin zu kollektiven und individuellen Ersatzhandlungen. Dabei werden lähmende Angstreaktionen ebenso untersucht wie deren kreative Überwindung.