Archäologische Puzzlearbeit in Halle

von 8. August 2011

Spätestens seit dem Fund der Himmelsscheibe von Nebra ist den meisten Menschen klar: Hier in der Region verbergen sich einige Schätze im Boden. Auf solch einen sind die Archäologen auch diesmal wieder gestoßen. Schon im Jahr 2009 entdeckten sie bei Ausgrabungen entlang der ICE-Neubaustrecke bei Wennungen im Burgenlandkreis Überreste des bemalten Lehmverputzes einer Hauswand.

Es begann eine Puzzlearbeit. Denn auch wenn das gefundene Wandbild nur zwei Meter breit und 1,5 Meter hoch ist, so bestand es doch aus 1.500 Einzelteilen. Nun konnte die 2.600 Jahre alte Lehmputzwand restauriert werden. Fünf Studenten waren beschäftigt, den 200 Kilogramm schweren Fund wieder herzustellen. Dieser größte eisenzeitliche Wandmalerei-Fund nördlich der Alpen soll dann ab nächstem Jahr im Landesmuseum für Vorgeschichte in Halle (Saale) gezeigt werden.

Landesarchäologe Harald Meller zeigte sich von der Glätte und Feinheit des Putzes beeindruckt. “Das ist unglaublich”, sagte er. Die Erbauer müssen hervorragende Handwerke gewesen sein, meinte er. “Der Fund ist wie ein Schlüsselloch in eine andere Zeit.” Immerhin macht er deutlich, dass damals eben nicht alles trist war. Aus drei Farben besteht die Malerei. Rot wurde beispielsweise aus Eisenoxid gewonnen, das Weiß kommt vom Gips. Unklar ist noch, welchen Ursprung die beigefarbene Bemalung hat. Zumindest in einem sind sich die Forscher einig: die Wand hat wohl die Front zierte.

Rund 5.000 Jahrtausende alte Abfallgruben wurden durch die Archäologen untersucht. Umso freudiger die Stimmung, als der Fund im Burgenlandkreis gemacht wurde. 100 Hektar große ist das Grabungsfeld, so groß wie die hallesche Altstadt. Neben der Hauswand entdeckten die Wissenschaftler in der 700 Meter langen Ausgrabungsfläche Bestandteile einer kompletten Siedlung. Dazu zählen Keramik und Textilien. Doch auch der Nachweis für Salz- und Metallverarbeitung ist gelungen. Weil aber Metall- und Solegewinnung vor Ort nicht möglich gewesen seien, geht Landesarchäologe Meller von weit verzweigten Handelskontakten aus.

Zudem sei die Siedlung wichtig gewesen. Davon zeugen unter anderem ein Doppelgrabensystem mit Toranlage und einem mächtigen Wassersystem. Auch die Reste dreier Befestigungsriegel wurden entdeckt.