Außerdem ist Sommer …

von 11. Juni 2009

(ens) Vor drei Jahren hat das Thalia Theater in Halle (Saale) mit Unterstützungen der Deutsche Bank Stiftung sein Stipendiatenprogramm gestartet. Seit dem werden junge Hochschulabsolventen beim Start ins künstlerische Arbeitsleben unterstützt. Sie haben in den vergangenen Monaten mit halleschen Kindern und Jugendlichen Stücke erarbeitet. Am kommenden Mittwoch beginnt nun das diesjährige Stipendiaten-Festival „Außerdem ist Sommer“. Eine Woche lang gibt es Programm für Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Im Mittelpunkt steht dabei die politische Wende vor 20 Jahren.

In „Zwischenland“ besetzen Kinder die Salineinsel in dem von Tina Hilbert und Steffi Liedke entwickelten Projekt. In den letzten Monaten waren Wohnwagen in Neustadt, der Südstadt und der Altstadt unterwegs. „Wir haben hier Kinder förmlich eingefangen“, scherzte Steffi Liedke. 14 Kinder aus Halle zwischen 7 und 13 Jahren konnte sie für ihr Projekt gewinnen. Sie haben die Wohnwagen gestaltet und mit persönlichen Erinnerungsstücken gefüllt. So ist ein Wohnwagen die „Gruselkammer der verlorenen Bücher“. Ausschlaggebend hierfür war eine leerstehende Bibliothek am Carl-Schorlemmer-Ring. Die Saline selbst wird zum „Zwischenland“ mit Reisebüro, wo Touren über die Saline gebucht werden können. Auch Schatzsuchen und Bootstouren sind vorgesehen. Am 18. und 27. Juni sind „Zwischenlandfest“ vorgesehen.

„Störfall“ heißt das Projekt von Sabine Spiel. Hallesche Musiker und Jugendliche bringen in dieser verrockt-literarischen Geschichte Musik von DDR-bands wie Sandow, Lift, Silly, Müllstation, Freygang, Feelin B oder AG Geige auf die Bühne. Dargestellt wird die Geschichte von 7 Figuren. „Eine Geschichte über Störer“, so Sabine Spiehl, „die Fragen über Veränderung stellt.“ Im Februar habe es bereits ein Probelager gegeben. Und am Mittwochabend sei sogar bereits der Soundtrack zum Stück eingespielt worden. Denn die Songs können parallel zum Festival auf CD gekauft werden. Premiere ist am 17. Juni um 20 Uhr im Fernsehstudio Waisenhausring, weitere Vorstellungen gibt es am 18., 23., 24. und 26. Juni.

Umdisponieren musste Ina Diemel. Eigentlich sollte ihr Stück „Waendeexperten“ heißen, Jugendliche sollten mit Menschen, die die politische Wende der DDR miterlebt haben, in Kontakt kommen und sich mit deren Lebensgeschichte auseinandersetzen. Doch das Interesse der Jugendlichen war so gut wie nicht vorhanden. Nun ist das Stück „Wonach wir suchen“ entstanden. Darin wird die Geschichte von vier Jugendlichen erzählt. Drei davon werden auf der Bühne stehen, ein weiterer – er ist im Gefängnis – wird per Ton zugespielt. Im Mittelpunkt wird die soziale Isolation stehen. „Viele der Jugendlichen verbringen ihre Zeit nur in den eigenen vier Wänden“, bedauerte Ina Diemel. Die Jugendlichen als Experten ihrer eigenen vier Wände, Computer, Mangas … und so werden die Jugendlichen, unterstützt von einem Maurer, auf der Bühne während des Stücks ihre eigene Mauer bauen. Premiere ist am 20. Juni um 20 Uhr im Fernsehstudio Waisenhausring. Weitere Vorstellungen: 21. und 26. Juni um 18 Uhr, 25. Juni um 20 Uhr.

Simone Younossi hat sich für ihre Inszenierung am 20. Juni um 22 Uhr die Große Ulrichstraße ausgesucht, Sie zeigt in „Träum Weiter“ eine Installation mit Audiomaterial und unterschiedlichen Biographien. Besucher können hier in die Gedankenwelt der Hallenser eintauchen. Eine Welt, in der es im Sommer schneit und in der Seifenblasen aufsteigen.