Ausstellung „Die Schönheit der Blinden“

von 14. März 2013

Hände tasten über einen schimmernden Stoff, dann über einen flauschigen, dann über feines und glattes, grobes und raues Gewebe; staunende und konzentrierte Gesichter, rätselhafte Blicke.

Das Ausstellungsprojekt „Die Schönheit der Blinden“ zielt auf ein positives Bild von Blindheit, zeigt Anmut und Grazie der Blinden. Fernab jeglicher Klischees gibt es heute viele selbstbewusste Blinde, die mitten im Leben stehen, die ihren Alltag meistern und gesellschaftlich engagiert sind. Ihnen ist es wichtig, dem allgemeinen Bild der Blinden eine Wendung zu geben. Die Welt der Blinden ist anders als die der Sehenden. Das stimmt. Aber sie ist per se nicht schlechter, geschweige denn bemitleidenswert.

Über persönliche Kontakte entdeckte der Dokumentarfilmer und Fotograf Karsten Hein vor mehr als drei Jahren Blinde für seine Arbeit – seitdem arbeitet er auch mit Mitarbeitern und Rehabilitanden des Berufsförderungswerk für Blinde in Halle (BFW) an gemeinsamen Projekten. Zum gleichen Zeitpunkt taten sich mehrere blinde Frauen um die Autorin Jennifer Sonntag zusammen, um in Buchform das Thema „Blindheit und Schönheit“ aus ihrer Perspektive zu reflektieren. In der Folge wurde die Idee einer gemeinsamen Ausstellung entwickelt, die deutlich machen soll, dass Schönheit auch ein Bedürfnis blinder Menschen ist.

Dem von Karsten Hein, Jennifer Sonntag und der Kunststickerin Antje Kunze realisierten Ausstellungsprojekt liegt eine Modenschau von Blinden für Blinde zugrunde. Drei Männer und vier Frauen waren während dieser Modenschau Models und Publikum zugleich, dabei sind sie sprichwörtlich auf Tuchfühlung gegangen: In die Designerstücke der Models wurden in Brailleschrift Zitate eingestickt, welche durch die anderen Teilnehmer gelesen werden konnten.

Die während der Modenschau entstandene Fotodokumentation, die nun im Kunstforum Halle zu sehen ist, bietet sozusagen einen Blick in eine geschlossene Gesellschaft: Blinde haben etwas, was die Sehenden nicht haben. Sie “sehen“ mit ihren Händen. Die Blinden sind schön und ihre Welt, in die die tastenden Hände hineinführen, ist es ebenfalls.

In der Ausstellung werden parallel zu den 40 Bildern und den ausgestellten Kleidern der Modenschau die Erlebnisberichte und Reflexionen der Blinden hör- und lesbar gemacht. Teils als O-Töne, teils auf Tafeln gedruckt, in Punkt- und in “Schwarz”-Schrift verbindet die Exposition so die Welten der Blinden und der Sehenden.

Ausstellung „Die Schönheit der Blinden“
19. März bis 14. April 2013