Bauernregeln, die wirklich stimmen

von 22. Oktober 2011

Das Wetter ist Gesprächsthema Nummer eins. Keine Nachrichtensendung ohne Wetterbericht, keine Tageszeitung ohne Wettervorhersage und selbst an Stammtischrunden wird darüber heftig diskutiert. Es ist ein Thema, wo jeder seine Erinnerungen und Erfahrungen hat, also kräftig mitreden kann.

Dabei kommen bäuerliche Spruchweisheiten immer wieder ins Gespräch. Selbst im Zeitalter von Wettersatelliten und Computersimulationen leben diese Bauernregeln, die zum Teil schon in der Antike entstanden, in unserem Alltagsbewusstsein fort.

Der hallesche Agrar-Meteorologe Jurik Müller beschäftigt sich seit mehr als dreißig Jahren mit Bauernregeln, über die er regelmäßig Artikel für die „Mitteldeutsche Zeitung“ und in seinem ersten Buch „Bauerregeln, Wettersprüche und Lostagsreime“ (Rostock 2008) geschrieben hat.

In seinem neuen Buch aus dem BLV Buchverlag München nimmt Müller nun einige Bauernregeln genauer unter die Lupe und hat immerhin „100 Bauernregeln … die wirklich stimmen“ zusammengetragen. Diese Bauernweisheiten hat er in fünf Kapitel unterteilt. Den Anfang machen Wetterregeln für die kurzzeitige Prognose. Sie erlauben einen vorsichtigen Blick auf die Wetterentwicklung in den nächsten Stunden und Tagen – z. B. „Abendrot – Schönwetterbot‘, Morgenrot – Schlechtwetter droht“.

Danach nimmt Müller den Leser mit auf einen meteorologischen Spaziergang quer durch das Jahr und überprüft den Wahrheitsgehalt von jahreszeitlichen Wetterregeln. Auch in der Pflanzen- und Tierwelt findet man zuverlässige Wetterpropheten. Sie reagieren oft sehr sensibel auf Wetter- und Umweltveränderungen – z. B. „Fließt im Spätherbst noch der Birkensaft, dann kriegt der Winter keine Kraft“.

Daneben gibt es auch Bauernregeln, die keine Auskunft über Wettervorhersagen geben, sondern darüber, wie die Witterung Einfluss auf die Ernte hat. Missernten oder Bauernglück – das waren früher pure Existenzfragen. Zum Schluss verschweigt Müller aber auch nicht, dass es im großen Schatz der Bauernregeln etliche Sprüche gibt, deren Aussagen nicht zutreffen. In vielen Fällen spielte dabei der Aberglaube eine große Rolle.

Obwohl die 100 Bauernregeln, die ins Schwarze treffen, von Müller mit moderner Meteorologie überprüft werden, erzählt er seine Erkenntnisse und Erfahrungen immer mit einem zwinkernden Auge. Außerdem bietet er noch Regel-Variationen an. Neben den wissenschaftlichen und doch humorvollen Erläuterungen weiß das Buch vor allem durch zahlreiche und wunderschöne Naturfotos zu gefallen. Die 160 Seiten sind ein äußerst gelungenes Beispiel, wie man altes Bauernwissen mit einem ansprechenden und modernen Layout verbinden kann.

Fazit: Ein Buch zum Schmökern, das man immer wieder gern zur Hand nimmt – egal ob es Petrus gerade gut oder schlecht mit uns meint – oder der Hahn wieder mal auf dem Mist kräht.

Jurik Müller:„100 Bauernregeln … die wirklich stimmen“, BLV Buchverlag München 2011, 160 S., 12,95 €, ISBN: 978-3-8354-0807-4

(Manfred Orlick)