Bernd Göbel: Plastiken

von 23. Juni 2012

 Der Göbelbrunnen auf dem halleschen Hallmarkt ist seit Jahren eine der bekanntesten Sehenswürdigkeiten der Saalestadt. Manche sprechen sogar vom „schönsten Wasser-spiel östlich des Rheins“. Der Brunnen – benannt nach seinem Schöpfer, dem halleschen Bildhauer Prof. Bernd Göbel – einst umstritten und viel diskutiert, gehört heute zu den meistfotografierten Motiven in der Innenstadt. Dabei ist der Brunnen mit seiner phantasie-vollen und doch provokanten Figurengruppe nicht das einzige Werk des Künstlers in Hal-le. Erinnert sei nur an das „Große Paar“ in der Leipziger Straße, die Figurengruppe für das neue theater oder den Brunnen „Schlüssel für den Weinberg-Campus“. Pünktlich zum bevorstehenden 70. Geburtstag des Künstlers ist im Mitteldeutschen Verlag ein gewichtiger Bildband erschienen, der das umfangreiche Bildhauer-Oeuvre von Bernd Göbel vorstellt. Es umfasst alle Bereiche der klassischen Bildhauerkunst, von Kleinbronzen und Terrakotten bis hin zu größeren Objekten im öffentlichen Raum wie Brunnen und Plastiken. Zunächst schildert Göbel selbst in einem kurzen autobiografischen Text seinen berufli-chen Werdegang, vom Studium an der Kunsthochschule Burg Giebichenstein über die Dozentur und Professur bis zu seinem Abschied von dieser Einrichtung im Jahr 2009. Seine Hartnäckigkeit und Ausdauer haben ihn dabei über alles Freude und Ärgernisse dieser nicht immer einfachen fast fünfzig Jahre hinweg geholfen. Danach erschließt der Kunsthistoriker Joachim Penzel in einem Essay Göbels Werk, das er als „zeitgenössische Klassik“ begreift. Er betont dabei den unverwechselbaren Stil, der sich sowohl im Konzeptionellen wie auch im Inhaltlichen jeder der üblichen Schubladen entzieht. Auch die politischen Ränkespiele während der Entstehung des Göbelbrunnens lässt Penzel noch einmal Revue passieren. Den Hauptteil der Publikation nehmen jedoch die meist großformatigen Abbildungen der Plastiken ein, wobei die Außenaufnahmen (Halle, Dessau, Arnstadt, Wernigerode, Leip-zig, Magdeburg u.a.) durch interessante Einblicke in das Atelier des Künstlers ergänzt werden. Zum Schluss rundet ein sehr persönlicher Blick des ehemaligen Meisterschülers von Bernd Göbel, des Bildhauers Marcus Golter, auf seinen Lehrer diesen erstaunlichen Bild-band ab. Treffend formuliert er: „Wenn Bernd Göbel aus irgendwelchen Gründen ein paar Tage nicht im Atelier verbringen kann, dann wird er ungeduldig.“ Auch mit fast siebzig drängt es ihn zur Arbeit. Übrigens ist in gleicher Aufmachung im Mitteldeutschen Verlag ebenfalls ein Band über Göbels „Medaillen“ erschienen, denn der Bildhauer war auch als innovativer Gestalter von Medaillen national und international bekannt. (Manfred Orlick) Bernd Göbel: „Plastiken“, Mitteldeutscher Verlag Halle 2012, 24,95 €, 192 S., ISBN 978-3-89812-948-0