Brücke: Gemeinsamer Aufbruch – Eigene Wege

von 2. August 2009

920 Bilder umfasst die Sammlung der expressionistischen „Brücke“-Maler, die Hermann Gerlinger der Moritzburg vermacht. Und sie wächst weiter. Scherzhaft erklärte der 78jährige bei der Präsentation seiner zweiten Ausstellung, dass er die Tausend noch schaffen wolle. Seit Sonntag sind in der Moritzburg in Halle (Saale) in einer zweiten Ausstellung weitere Werke aus der Sammlung zu sehen. Nachdem zeigt die erste Schau den gemeinsamen Leistungen vier „Brücke“-Gründern widmete, stehen nun die individuellen Werke Ernst Ludwig Kirchner, Erich Heckel und Karl Schmidt-Rottluff im Mittelpunkt.

Zu den 65 in der Schau gezeigten Bildern gehört auch "Hagebutten in gelbem Topf" von Erich Heckel aus dem Jahr 1932. Deutliche Brandspuren sind am linken Bildrand zu sehen, entstanden während der Berliner Bombennächte. Geschadet hat es dem Bild, eher noch den Wert gesteigert. Denn immerhin hat Heckel das Bild noch nachträglich signiert. Sammler Gerlinger schätzt dieses Bild wegen seiner einhergehenden Dramatik sehr.

Von seinem Freund Karl Schmidt-Rottluff hat Gerlinger nach eigenen Angaben nur je einen Ring für sich und seine Frau behalten, getragen wird der wertvolle Schmuck nur bei Ausstellungseröffnungen. Schmidt-Rottluff zählte zu den sogenannten "Entarteten Künstlern" während der NS-Zeit. Mehr als 600 seiner Bilder wurden aus deutschen Museen entfernt, er selbst wurde von den Nationalsozialisten mit einem Malverbot belegt. Sein Hausmeister war deshalb angehalten, auf den Geruch von Ölfarben zu achten. Doch Schmidt-Rottluff wusste sich zu helfen. Er begann seine Reihe "Ungemalte Bilder", Bilder die mit Tusche gezeichnet wurden. Daraus entstanden nach dem Krieg dann einige Ölgemälde, so auch das in der Schau gezeigte Bild "Verschneite Schonung" aus dem Jahr 1964, das letzte Ölgemälde das Schmidt-Ruttloff gezeichnet hat. In der Ausstellung kann man das Original auf Tuschebasis und das Ölgemälde nebeneinander bewundern.

Verbunden ist die Ausstellung mit einer Preisfrage. Eines der gezeigten Bilder ist nicht im Bestandskatalog der Sammlung von 2005. Wer das Bild findet hat Aussicht auf einen von 3 Preisen, unter anderem den Bestandskatalog. Auflösung ist am 11. Januar 2010, wenn die Ausstellung endet.