Die neue Spielzeit 2012/13 bringt bei der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle einige Einschränkungen mit sich. Aus Kostengründen wird das Thalia Theater als eigene Spielstätte geschlossen. Die Zahl der Premieren wird um 14 auf 34 reduziert. Trotzdem wollen die halleschen Bühnen ihre Besucherzahlen bei etwa 250.000 stabil halten. Darüber informierte Bühnen-Chef Rolf Stiska am Dienstag. Noch im Vorjahr hatte Stiska gesagt, die großen Turbulenzen seien vorbei und man komme in ruhiges Fahrwasser. Ausgelöst durch die hohen Tarifabschlüsse war es notwendig, Maßnahmen zur Kostensenkung zu ergreifen, damit wir über die Runden kommen, sagte der TOO-Geschäftsführer angesichts der aktuellen Entwicklungen. Ab 2014 stehen laut Stiska die finanziellen Zukunftsfragen noch ernsthafter an.Am 16. März hatte der Aufsichtsrat die Schließung der Spielstätte Thalia Theater beschlossen mit der Maßgabe, die Sparte zu erhalten. Laut Stiska sei der Spielplan da schon fast fertig gewesen und haben deshalb noch einmal umgeplant werden werden. Wegen der Zusammenführung habe es Frust im Ensemble gegeben. Stiska sprach von einer drohenden Lähmung der künstlerischen Arbeit gedroht. Zwischen Thalia-Intendantin Annegret Hahn und nt-Intendant Matthias Brenner habe es Berührungsängste gegeben. Die jetzige Lösung gelte nun bis 2014. Ziel sei es, das Thalia als eigenständige Sparte aber auch darüber hinaus fortzuführen. Annegret Hahn hat mit mir nicht kommuniziert, bilanzierte Matthias Brenner die Entwicklungen der letzten Wochen. Das verstehe ich auch ein stückweit. Schließlich habe sich das Thalia durch allerlei Unwägbarkeiten geführt. In den nächsten zwei Jahren wolle man nun entwickeln, wo die Reise hingeht. Das Gebäude selbst geht laut Stiska am 1.8.2012 an die Stadt zurück. 465.000 Euro spare die TOO so im Jahr. Der Thalia-Verein, dem bereits das Vorderhaus gehört, wolle das Haus übernehmen. Problem seien aber noch die laufenden Kosten von 100.000 Euro pro Jahr. Eine Menge Geld für einen kleinen Verein.Laut Brenner verstehe sich die Kulturinsel als Mehrgenerationenhaus. Das Thalia solle Kinder- und Jugendthemen abfangen und soll auch weiterhin seinen Namen tragen, zumindest in den kommenden beiden Jahren. Problem sei bislang gewesen, dass das Thalia alles abfangen wollte, also auch Abendtheater. Nun soll es sich auf ureigenste Aufgabe konzentrieren. Die bisherige Arbeit wolle man nicht negieren. Programme wie Kinderstadt und Fasching werde man weiterführen. Diese gehören nicht auf den Schutthaufen der Theater-Geschichte. Thalia Leute sollen nicht unterkriechen müssen. Am 11. Oktober findet im Schaufenster der Kulturinsel die erste Premiere der neuen Spielzeit statt. Das Thalia Theater zeigt „Das Katzenhaus“ von Samuel Marschak und feiert mit diesem Stück auch den 60. Geburtstag des halleschen Kinder- und Jugendtheaters. Die Arbeit, ist sich Brenner sicher, wird weiterhin auf einem hohen Niveau auf der Kulturinsel stattfinden. Damit spricht Brenner auch die teilweise kontroversen Inszenierungen an. Eine solche wird es mit Fressen, Lieben, Kotzen geben. In diesem Stück, das am 13. Februar Premiere hat, geht es ums Komasaufen.Trotz aller Turbulenzen ist festzustellen: die künstlerische Leistungsfähigkeit ist erhalten, machte TOO-Chef Stiska trotzdem deutlich. Aber wir sind am Ende aller Sparmöglichkeiten. Ab 2014 droht der TOO neues Ungemach. Dann laufen die Haustarifverträge aus, und die bedeuten Mehrausgaben von drei Millionen Euro pro Jahr. Stiska hofft deshalb auf Anschlussverträge. Wenn man weiter sparen will, stehen die großen Dinge zur Disposition, so Stiska beispielsweise die Schließung der Kulturinsel oder eine Oper ohne Ensemble. Dies seien aber große politische Entscheidungen. Und die anderen Sparten? Operndirektor Axel Köhler sagte, in der Oper werde wie geplant der Ring vollendet. Im März gebe es alle Opern davon zu sehen. Auf Wunsch vieler Menschen zeigen wir Hänsel und Gretel in einer neuen Inszenierung. Frankenstein Junior wird als deutsche Erstaufführung zu erleben sein. Gezeigt wird außerdem Händels erste Oper Almira. Händel war 26 Jahre alt, als er das Stück schrieb. Als Koproduktion von Oper, Staatskapelle, Thalia und nt wird der Glöckner von Notre Dame gezeigt. Wegen der Thalia-Schließung musste er sich aber von einem Stück verabschieden, dass auf der Kulturinsel gezeigt werden sollte. Da blutet mir das Herz, sagte er. Ballettdirektor Ralf Rossa sagte, es gebe auf Wunsch der Zuschauer mit dem Phantom der Oper ein erzählendes Stück. Die Inszenierung habe mit Andrew Lloyd Weber aber nichts zu tun. Derzeit bespreche man, wie die Kostüme aussehen. Im April erfülle man sich laut Rossa einen langgehegten Wunsch, dann wird es eine Ballettgala geben mit Ausschnitten verschiedener Stück wie beispielsweise Schwanensee. Als Wiederaufnahme werden die Schneekönigin und Nussknacker zu sehen sein. Orchesterchef Karl Heinz Steffens, der im Sommer 2013 seinen Vertrag beenden wird, äußerte sich zur neuen Spielzeit der Staatskapelle. Ein Höhepunkt werde das Bundespräsidentenkonzert. Man habe auch einige Konzertreisen vor, z.b. nach Köln. Dort fungiere man als Botschafter von Stadt und Land. 2013 hat das Händelfestspielorchester außerdem sei 20jähriges Bestehen. Dazu wird es ein großes Festkonzert geben. nt-Intendant Matthias Brenner sagte, es werde eine zweite Theater- und Thekennacht geben. Hier sollen aber mehr Kneipen als bei der ersten Auflage eingebunden werden. Der Raum der Kammerspiele auf der Kulturinsel soll verändert werden, insbesondere die Sitzanordnung. Auch Hoftheater wird es wieder geben.Das Puppentheater wartet laut Intendant Christoph Werner mit einer Literaturadaption von Dostojewski auf. Im Sommer wird sich aber auch optisch etwas tun. Die TOO bekommt eine neue Homepage.