Bühnenverein verteidigt niedrige Theaterpreise in Sachsen-Anhalt

von 16. November 2011

(Rochus Görgen) Die Ticketerlöse an den Theaterkassen des Landes decken die Kosten gerade mal zu zehn Prozent. Für den Bühnenverein kein Problem. Denn andere staatliche Leistungen wie Schulen seien schließlich komplett umsonst.

Der Deutsche Bühnenverein hat die bundesweit niedrigsten Theaterpreise in Sachsen-Anhalt verteidigt. "In Sachsen-Anhalt sind höhere Preise nicht durchsetzbar", sagte der Geschäftsführende Direktor des Vereins, Rolf Bolwin, am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. "Wenn man die Preise um zehn Prozent erhöht und es kommen zehn Prozent weniger Menschen, dann ist das eine Milchmädchenrechnung."

Die "Magdeburger Volksstimme" hatte am Vortag berichtet, dass die Besucher im Land mit durchschnittlich 13,97 Euro so wenig zahlen wie in keinem anderen Bundesland. Zugleich sei die Kostendeckungsquote mit 10,6 Prozent – also der Anteil der Ticketeinnahmen an den Gesamtkosten der Theater – so niedrig wie sonst nirgends. Sie liege im Bundesdurchschnitt mit 18,2 Prozent deutlich höher, hieß es unter Berufung auf Zahlen des Bühnenvereins mit Sitz in Köln. In Halle (Saale) wird eine Theaterkarte gar mit 143 Euro bezuschusst, HalleForum.de hatte am Montag über die Besucherentwicklung der städtischen Theater, Oper und Orchester GmbH Halle berichtet.

Bolwin nannte das Theaterangebot eine öffentliche Leistung, die mit einer Schule oder Universität vergleichbar sei. "Kultur ist genauso wichtig wie alle anderen öffentlichen Leistungen auch." Auch bei einem Einwohnermeldeamt würden die Gebühren für einen Reisepass nie ausreichen, die Kosten der ganzen Meldebehörde zu decken.

Die Theater würden weitgehend mit öffentlichen Geldern finanziert, sagte Bolwin. "Das ist eine öffentliche Aufgabe." Die Ticketpreise richteten sich dann nach dem Markt. In den neuen Ländern seien die Einkommen niedriger als im Westen. "Die Leute können sich nicht so viel leisten." Deshalb seien auch die Tickets günstiger. Zudem habe es zur Zeit der DDR eine Reihe großer Theater gegeben. "Das kann man nicht einfach aufgeben."
(DPA)