Der DDR-Jugendwerkhof

von 12. Juni 2012

 Mit dem Schicksal von Kindern und Jugendlichen in Heimen und Jugendwerkhöfen der DDR befasst sich eine Veranstaltung am Donnerstag, dem 14. 6. 2012, um 19 Uhr, im Stadtmuseum Halle, Große Märkerstraße 10.  Die Außenstelle Halle des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU) hat dafür als Referenten Nicole Glocke, die Autorin eines Buches zum Thema, sowie den Zeitzeugen Ralf Weber eingeladen. Im Anschluss an die Lesung besteht die Möglichkeit zur Diskussion mit den Referenten. Rund 300.000 Kinder und Jugendliche kamen über die Jahre in der DDR in Erziehungsheime. Sie haben keine Lobby, kaum öffentliche Unterstützung. Sie wurden Opfer in der DDR und sind es heute, über Jahrzehnte traumatisiert, noch immer. Zum Teil ohne Wissen der Eltern oder gegen deren Willen sollten sie, begleitet von massiven Übergriffen, in diesen Heimen “umerzogen” werden. Wer aufbegehrte, erlebte Gewalt. Wer rebellierte, wurde verlegt. Wer gegen die “Regeln” verstieß, kam in den Jugendwerkhof. Der Geschlossene Jugendwerkhof Torgau, der einzige dieser Art in der DDR, wurde von seinen Insassen als Hölle erlebt. Er hat sich angesichts der erfahrenen Misshandlungen tief in die Seelen junger Menschen eingebrannt. Im Buch berichten Betroffene zum Teil erstmals ausführlich über das Erlebte und sie offenbaren geradezu schockierende Details. Dabei wird deutlich, dass das in Torgau praktizierte Regime kein Ausrutscher, sondern nur Teil eines perfiden Systems war. Denn auch Erziehung hinter Gittern konnte nicht leisten, was eine ganze Gesellschaft nicht vermochte: Nonkonformität zuzulassen. Der Eintritt ist frei.