Der Rote Turm ist wieder da

von 7. Juli 2009

Der Torturm der Moritzburg in Halle (Saale) diente dem Bauhau-Meister Lyonel Feininger zwei Jahre lang als Atelier. Von hier aus genoss er den Blick über die Dächer der Saalestadt. Und hier entstand auch seine elfteilige Serie expressionistischer Stadtansichten von Halle. Entstanden ist der Halle-Zyklus nach einer Bitte von Oberpräseident Heinrich Waenting, der sich eine Stadtansicht für den Sitzungssaal im Oberpräsidium in Magdeburg wünschte. Das hallesche Kunstmuseum kaufte die Serie jedoch geschlossen auf. Doch die Nationalsozialisten diffamierten Feiningers Werke als "Entartete Kunst", ließen rund 400 Werke – darunter auch die Halle-Serie – beschlagnahmen.

Mit dem Dom von Halle (1931) und der Marktkirche mit dem Pfeil (1930) konnten nach dem Zweiten Weltkrieg lediglich zwei der Werke zurückerworben werden. Nun bereichert auch das 1929 entstandene Gemälde "Roter Turm I" die Feininger-Empore der Moritzburg. Das Bild galt lange Zeit als verschollen. 2006 tauchte es bei einer Auktion auf. Sofort wurde ein Verfahren zur Aufnahme in das Verzeichnis national wertvollen Kulturguts eingeleitet, um einen Verkauf ins Ausland zu verhindern.

Dass der "Rote Turm 1" nun wieder zurück in Halle ist, verdankt die Moritzburg der Kulturstiftung der Länder, der Ostdeutschen Sparkassenstiftung gemeinsam mit der Saalesparkasse, der Ernst von Siemens Kunststiftung und dem Land Sachsen-Anhalt, die sich in den Verhandlungen und auch finanziell einbrachten. Der "Rote Turm II" befindet sich im Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr.

Am Freitag, dem 10. Juli 2009, ist das Museum bis 22 Uhr geöffnet. ab 16 Uhr wird die Rückkehr des Gemäldes mit einem bunten Programm für Jung und Alt gefeiert. Der Eintritt in den Dauerausstellungen ist von 16 bis 22 Uhr frei.

Lyonel Feininger

Lyonel Feininger wurde am 17. Juli 1871 in New York als Sohn eines Konzertgeigers und einer Pianistin geboren. Mit 16 Jahren ging er nach Deutschland, um in Leipzig Musik zu studieren. Aus den Plänen wurde nichts. Ein Jahr später schaffte Feininger die Aufnahmeprüfung für die Königliche Akademie der Künste in Berlin und begann danach seine Arbeit als Karikaturist und Illustrator. Zwischen 1906 und 1908 weilt er in Paris und vollendet sein erstes Gemälde. 1919 wird er in den Meisterrat des Staatlichen Bauhauses Weimar berufen. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und damit einhergehender Repressionen kehrt er 1937 nach New York zurück, wo er am 13. Januar 1956 stirbt.

Lyonel Feininger (1871 – 1956),
Der Dom in Halle, 1931,
Öl auf Leinwand,
86,5 x 124,5 cm,
Bez.o.r.: Feininger 31,
Stiftung Moritzburg, Halle (Saale),
Fotograf: Klaus E. Göltz, Halle/Saale,
© VG Bild-Kunst, Bonn 2009