Die Liebe und der Maulwurf

von 21. September 2009

Rapante, Rapante! Seit dem Jahr 2007 ist der Maulwurf von Puppenspieler René Marik quasi aus dem Stand die Kultfigur in der deutschen Handpuppenszenerie, dröhnt die Rapunzelanbetung wie ein Schlachtruf durch Youtube und die gefüllten Säle. Ein Satz, über den Herr Falkenhorst sicher bereits erregt wäre. Maulwurf, Frosch, Eisbär, Winkekatze, Wackeldackel und Barbie auf Tour. Und René Marik kämpft wieder um seinen Arbeitsvertrag.

Mit "Autsch´n – Ein Abend über die Liebe" hat der diplomierte Puppendompteur René Marik bei genauerer Betrachtung eine Kleinkunst auf die großen Bühnen gebracht. Wer nach einem Abend vor der schwarzen Bühnenwand immer noch glaubt, Puppen wären was für Kinder oder Mädchen, der hat die Tränen lachenden Männer im Saal nicht beobachtet. Purer Minimalismus in der Sprache, klare Charaktereigenschaften der "Darsteller" und einfachste Stoffpuppen reichen dem Mann aus dem Westerwald, um das Publikum zum Kochen zu bringen. Der eitle Frosch Herr Falkenhorst, Schauspieler natürlich, Proletenbär Kalle und der näselnde Choleriker mit Blindenbinde am Arm.

Wo andere mit einer Kultfigur daherkommen, hat Marik gleich drei im Gepäck.

Frühe Spuren für die heutige so leicht aussehende Qualität des Programmes findet man im Leben des früheren Hausbesetzer schnell. Theatererfahrungen bei der "Theatermafia", Aufnahme an der renommierten Ernst-Busch – Hochschule Berlin – Fachrichtung Puppenspiel, bis 2004 Ensemblemitglied des Jenaer Theaterhauses und dort das Zusammentreffen unter anderem mit Rainald Grebe. Und da hatten sich wohl zwei Überzeugungstäter gefunden. Einflüsse Grebes finden sich heute im Programm von René Marik und beide Künstler wandeln jeder gerade zielsicher deutschlandweit von Erfolg zu Erfolg.

René Marik kann sich dabei auf eine Fangemeinde verlassen, welche die Textpassagen eines Maulwurfes bereits mitsprechen kann. In eigentümlicher Sprachauslegung kämpft sich das Erdtierchen dabei von Reinfall zu Reinfall, denn Erfolge sind im Leben des Maulwurfes rar. Und so wird für jeden Zuschauer der putzige Kerl auf der Kante der Puppenbühne zwangsläufig zu einem Sympathieträger erster Güte. Oder um es schlicht zu sagen: Der Maulwurf wird für seine Unzulänglichkeiten und die legendären Frustrationsreaktionen geliebt, während der schnöselige Frosch das belehrende Korrektiv geben muss. In der Zuschauergunst damit den Maulwurf zu schlagen, wird ihm wohl nie gelingen.

Ein Abend also, wo ein geborener Verlierer am Schluss triumphiert, ohne es selbst mitzubekommen und sich ein Frosch über seinen unsichtbaren Arbeitgeber stellt.

"Autsch´n – Ein Abend über die Liebe", wahrscheinlich nicht mehr all zu oft zu besichtigen, am 26. September 2009, ab 20 Uhr zu Gast im Halleschen Steintor Varieté.

Ticketverlosung
2×2 Karten haben wir für den Abend mit René Marik und dem kreativen Gefolge gebunkert. Wer an der Verlosung teilnehmen möchte, sendet bitte an info@halleforum.de eine Mail mit dem Namen der persönlichen Lieblingsfigur aus dem Programm. Bitte den Namen dabei angeben. Die Verlosung endet am 24. September 2009, 12 Uhr und der Rechtsweg ist ausgeschlossen.