Die Pianistin. Ein Nachspiel – Eine Hommage an Clara Schumann

von 2. November 2010

Geboren als Clara Josefine Wieck litt sie früh unter dem autoritären Erziehungsstil ihres Vaters, dem Theologen Friedrich Wieck. Mit fünf Jahren Klavierunterricht, mit neun der erste Auftritt. Zum Komponieren wurde sie gedrängt, weil der Vater den Erfolg seines geschaffenen Wunderkindes Clara noch vergrößern wollte. Was Clara Schumann jedoch in alledem auszeichnete, war ihr Bestehen in einer männerdominierten Welt. Katrin Schinköth-Haase und Maria-Clara Thiele geben in ihrem Zwei-Frauen-Stück dem komplizierten Leben dieser außergewöhnlichen Frau in der damaligen Zeit eine würdige Bühne. Ein Theaterabend entwickelt sich anhand der Nachzeichnung von Schumanns Persönlichkeitsbild zu einem musikalisch-schauspielerischen Psychogramm. Da ist Thieles Darstellung der unterdrückten Seele Claras, immer zum Klavierunterricht und Komponieren getrieben, als Kind schon Konzertpianistin – immer unter der Fuchtel ihres strengen Vaters, der sich in seiner Tochter verwirklichen wollte. Auf der anderen Seite steht ein weiterer Wesenszug Claras (Katrin Schinköth-Haase), die versucht ein Kind zu sein, sich selbst zu erfinden ohne auferlegte Zwänge und eben diesen irgendwie entkommen will. Die Schwärmerei und spätere Liebe zu Robert Schumann halfen da erheblich. Beide stellen die Stationen ihres Lebens dar, anfangs das Klavier und der Übervater, dann die Ehe und die erneute Unterdrückung Claras, die folgende Befreiung aus dem Schatten Robert Schumanns zur gefeierten Klaviervirtuosin und schlussendlich die eigene Opferung der Kinder zugunsten der Karriere. Im Verlauf des Theaterstücks wechseln sich wunderbare Klavierstücke von Schubert, Bach, Paganini und Schuncke ab mit Gesangspassagen und Textstücken. Das zurückhaltende Spiel Thieles passt hervorragend zum Gesamtkonzept. Dies wiederum ergänzt gut die Dominanz Haases in ihrer Darstellung eines Charakters, der hin und hergerissen ist zwischen Ehe und Karriere – oder anders ausgedrückt: das Leben einer modernen Frau in unmodernen Zeiten. Die Premiere im Festsaal des Stadthauses in Halle lieferte letztendlich ein knapp zweistündiges, intensives Stück, welches sich nicht nur oberflächlich dem Leben Clara Schumanns widmete, sondern auch tiefe Einblicke in die Seele dieser facettenreichen Frau gewährte.