Die Safranote Dance Company stellt in der theatrale ihre neueste Produktion vor

von 27. Juni 2010

(geha) Wer sich eine Karte für eine Mathis Krüger-Inszenierung, der Begriff Choreografie wäre inzwischen zu kurz gesprungen, kauft, erwartet freie Fahrt für seine Gedanken, nur angeregt von intensiv zelebrierter Bewegung der Company auf der Bühne. Bewegungsphilosoph nennt er sich selbst auf seiner außerordentlich gut gelungenen Web-Seite ( www.safranote.de) .
Schon im vergangenen Jahr ( „Ich bin dein Labyrinth“) ließ er aber mit Rezitation, Live-Musik und Gesang weitere Katalysatoren auf der Tanzbühne zu. Die neue Installation „Phanta’s Schloss“ bekommt mit der zusätzlichen Rückwand-Projektion ( Perfekt eingespielt von Georg V. Hoffmann) eine weitere Handlungsebene. In Summe wird der Schmerz und die Befangenheit einer jungen Großstadtgeneration, die immer nur das sagt, was schon gesagt wurde und der immer nur das gesagt wird, was sie schon gehört hat, für den Zuschauer fast fühlbar. Die Flucht in den Traum ist logische Konsequenz. Ein Entweichen der Gedanken gibt es nicht. Analogieschlüsse zur Entwicklung in einer unbegrenzt schrumpfenden Stadt ohne Zukunftsvision für ihre jungen Bewohner sind durchaus nahe liegend.
Wie die Wucht der Darstellung in die zwei weiteren folgenden Stücke übertragen werden kann, fragten sich in der Pause schon einige Zuschauer.
Das gelingt dann aber auf unerwartet einfache Art und Weise mit „Silhouettes“, einem Stück in dem Krügers Company (neu dabei Carina Mösinger und Susann Hradecky) sich einfach nur bewegen darf. Das tun sie fast schwerelos, von Handlung losgelöst, wie im Rausch. So intensiv, dass der Rausch sogar auf die überzeugende, plötzlich auch tanzende, Sängerin Janika Lippold überspringt.
Mit „Bubbles“ kommt Krüger zum Schluss wieder als absoluter Minimalist daher. Bühnenbild und Beleuchtung werden stark zurückgenommen und die Musik auf Percussion reduziert, wenn man den außergewöhnlichen Vortrag von Ralf Rühlemann so bezeichnen darf. Der Tanz und die Bewegung kommen wieder ganz nach vorn. Mathis Krüger, Andrea Berke, Friedericke John und Kathrin Könnicke, die zusammen auf mehrere Jahre gemeinsame Arbeit zurückblicken können, sind in ihrem Element und fordern sich bis zur Erschöpfung, den Zuschauer angeregt in seine eigene Gedankenwelt entlassend.
Vermutlich sah jeder sein eigenes Stück- So genau soll es sein.
Es war ein Abend der Mut machte für die freien Theater in Halle, die sich fast ausschließlich selbst finanzieren. 141 € kostet der Stadt Halle jede Theaterkarte bei Veranstaltungen der Kultur GmbH. Mit nur einem Bruchteil Förderung würde die freie Szene wachsen und blühen und ein Haus wie die „theatrale“ müsste um seine Zukunft nicht bangen.