Ein Kriminalfall in der Moritzburg und die Stasi

von 31. August 2010

Am Mittwochabend feiert im Hof der Moritzburg “Polizeiruf 86” seine Premiere, das diesjährige Sommerstück des Theater Apron. Es soll eine Parodie auf die Fernsehserie mit Wolfgang Winkler und Jäckie Schwarz sein. Die Kriminalkomödie von Volker Dietzel soll in der untergehenden DDR spielen, einer Zeit, in der “die Leute alles schleifen ließen: die einen ihre Messer, die anderen ihre Ideologie und der Staat auch noch die Zügel”, verspricht Apron. “Die Damen und Herren von der Kripo aber standen da: aufrecht, pflichtbewußt und doch auf verlorenem Posten, besonders, wenn sie alle Hände voll damit zu tun hatten, im Brackwasser aus Mangelgesellschaft und lächerlichen Formalien ihren Kopf über Wasser zu halten.”

Doch das ausgerechnet Volker Dietzel solch ein DDR-Stück – der Autor verspricht eine ordentliche Prise Nostalgie – auf die Bühne bringt, sorgt teilweise auch für Unverständnis. Vor allem Dietzels Rolle in der DDR und dessen Spitzeltätigkeit wird nun in einem Brief an verschiedene hallesche Politiker und Institutionen kritisiert.

“Es stellt sich die Frage: Was ist schlimmer? Die Dreistigkeit und die schizoide Unrechtsverklärung, mit der Dietzel bei seiner Vergangenheit dieses Stück auf die Bühne bringt oder ein Publikum, eine Gesellschaft, die dies zulässt und sich dabei vor Lachen auf die Schenkel klopft?“, wird in dem Schreiben gefragt.