Ein Monat Regenbogen

von 18. Juni 2010

Seit nun mehr als 15 Jahren werden einen Monat lang einmal im Jahr in Halle unter dem Dach des DornRosa e.V. Dokumentationen und Spielfilme gezeigt. Aus den "Lesbenfilmnächten" wurden vor drei Jahren die "Queer Movie Nights". Mit der Änderung des Namen änderte sich auch das Spektrum der Filme. So werden nicht nur Dokumentarfilme lesbischer Frauen und ihrer Probleme in den Grenzen unterschiedlicher Länder gezeigt, sondern auch schwule Männer und die Problematik, welche sich ergibt, wenn eine Gesellschaft in der Definition von Mann und Frau erzogen wird und gezwungen wird so zu denken.

Zum Anfang bestand die Idee der Organisatoren darin, eine Diskussion anzuregen und Veränderungen zu bewirken bei vorwiegend männlichen Filmemachern, welche Frauen in erniedrigender Weise in Ihren Filmen dargestellt haben. Die Frauen der „ersten Stunde“ haben es geschafft, die Zuschauer zu sensibilisieren, genauer hinzusehen und sich gegen eine solche Darstellung der Frau zu wehren.

Es folgte eine Entwicklung, Frauen eine Möglichkeit zu eröffnen, Filme anzusehen von sich liebenden Frauen, welches zu dieser Zeit in den Kinos Sachsen Anhalts undenkbar gewesen ist. Durch kleine Aufwandsentschädigungen für die Reportagen entstanden kurze Spielfilme in vielen Teilen Europas. Die Veranstalter gaben jedes Jahr mehr Dokumentationen und Spielfilmen die Chance, gesehen zu werden. Die Filme kamen aus China, Schweden, Hawaii und aus der Schweiz. Mit viel organisatorischem Aufwand konnten für Deutschland einzigartige Filme gezeigt werden.

Vor acht Jahren kam dann ein Umdenken in der Filmindustrie. Spielfilme wurden gedreht und kleine spezialisierte Verleiher entstanden. Die Filme in die Kinos zu bringen und wie jeder andere sich den Film aussuchen zu können, welchen man sehen möchte, war das große Ziel. Was undenkbar war, wurde Stück für Stück erreicht. Das Capitol machte damals den Anfang. Es folgten das LaBim, das Lux und das Zazie.

Bis heute ist es aus finanzieller Sicht eine mutige Entscheidung. Die gesellschaftspolitischen Dokumentationen und Spielfilme sowie Vorträge werden zum größten Teil weiterhin in den Vereinen stattfinden. Der DornRosa e.V. ist dankbar für die Unterstützung der Kinos, damit diese Filme einem breitem Publikum zugänglich gemacht werden können.

Dieses Jahr wieder mit dabei ist das BBZ „lebensart“ e.V., welches am 24.06. um 19.30 den Film „The Blossoming of Maximo Olivieros“ zeigt. In dem Film geht es um eine homosexuelle Liebe im Slum von Manila.

Das Frauenzentrum Weiberwirtschaft zeigt "Du sollst nicht lieben" am Freitag, den 18.06.2010, um 21.00 Uhr in der Karl-Liebknecht-Straße 34.

Die Jury des Cape Winelands Filmfestivals 2010 sagte in ihrer Begründung für die Auszeichnung als "Bester Film": "‚Du sollst nicht lieben‘ ist ein Film, der auf allen Ebenen des Filmemachens Maßstäbe setzt". Haim Tabakmans erster Spielfilm berührt ein Tabu – Homosexualität im ultraorthodoxen Judentum. Doch obwohl er einen durchaus kritischen Blick hinter die Rituale und Dogmen dieser religiösen Welt wirft, denunziert er nicht den Glauben seiner Hauptfiguren, der mit der sexuellen Begierde nicht in Einklang zu bringen ist. Tabakman interessiert eine Liebe, die ihre gesellschaftlichen Schranken nicht überwinden kann und jeden Einzelnen in die Situation bringt, seine eigene innere Freiheit zu suchen.

Ein großes Dankeschön für die Organisation dieses Angebotes geht an die Frauen der „ersten Stunde“ Petra, Evi, Kerstin, Katrin, Christine und Wera, sowie an die Nachfolger Daniela, Alex, Renate, Johanna, Elke – und besonders hervorzuheben Anke. Sie trägt jetzt schon seit einigen Jahren die Hauptorganisation und setzt immer wieder neue interessante Impulse in der Ausrichtung der Movie Nights. Zu sehen ist sie am 18.06. mit der Aktionstheatergruppe Halle mit einem Theaterstück über die Normierung zur 2G=Schlechtlichkeit und den damit verbundenen Zuschreibungen. Beginn ist 19.00 Uhr in der Reilstraße 78.

Die Organisatoren haben sich vorgenommen, so lange Dokumentationen zu zeigen bis es selbstverständlich ist, dass jeder Mensch nach seiner Vorstellung leben und lieben kann auf der Basis von Respekt und gegenseitiger Akzeptanz möglichst auf allen Kontinenten unserer Welt. Sie hoffen, dafür weiterhin die Unterstützung des Landes Sachsen- Anhalt zu haben.

Die Kürzungen der Mittel von 30 Prozent in diesem Jahr sollen so einschneidend gewesen sein, dass sie das Projekt fast zum Scheitern gebracht hätten. Und dies in einem Bundesland, welches im Vergleich zu anderen Ländern weit hinterher läuft. Genannt sei die Bildungspolitik an den Schulen in diesem Bereich. Mit der Gruppe „queer einsteigen“ von der MLU Halle ist zumindest im Hochschulbereich ein Anfang gelungen.