Explosives im Intecta-Kaufhaus

von 26. April 2010

Ein Design-Kaufhaus soll im einstigen Intecta-Kaufhaus in der Großen Ulrichstraße entstehen. Davon ist das Haus noch weit entfernt, doch Kunstdesign gibt es trotzdem schon zu sehen. Bis zum 13. Mai 2010 zeigt der hallesche Künstler Robert Kunec seine Installation „Explosus“. Die dreiteilige Arbeit entstand im Rahmen eines Arbeitsstipendiums, das Robert Kunec im vergangenen Jahr von der Kunststiftung des Landes Sachsen-Anhalt erhalten hat.

Im Zentrum der künstlerischen Inszenierung steht das Modell eines Autos im Moment der Explosion. Robert Kunec hat die 500 x 300 x 135 cm große Plastik aus dreidimensionalen Pixeln in Kunststoff aufgebaut. Die Form zitiert die Methode digitaler Bildbearbeitung. Mit dem im Titel „Explosus“ angeschlagenen Grundton variiert der Künstler ein Thema, das ihn schon länger beschäftigt: Tod und Gewalt. Nicht von ungefähr weckt „Explosus“ Assoziationen zur Explosion einer Autobombe. Gestützt wird dieser Bezug durch eine LED-Tafel, deren Laufschrift Textauszüge aus Berichten von Terroranschlägen mit Autobomben in Irak, Afghanistan und anderen Orts wiedergibt. Der dritte Teil der Arbeit ist ein komprimiertes Autowrack, eine so genannte Autoschrottkompression von 150 x 100 x 80 cm Größe.

„Was hat“ so Robert Kunec, „eine Autobombe mit der Automobilkrise und unserer westlichen Gesellschaft zu tun? Was ist Sicherheit? Was bedeutet uns Freiheit? Das sind die Fragen, in denen der Ansatz zum Verständnis meiner Arbeit liegt. In der Installation geht es nicht darum, den Tatort irgendeines Anschlags zu inszenieren, sondern um die Verknüpfung dieses Ereignisses mit den Auswirkungen auf anderen Ebenen“.

Robert Kunec ist in Halle kein Unbekannter. Im Frühjahr 2009 zeigte das Kunstforum seine Arbeiten im Rahmen der Preisträgerausstellung zum Kunstpreis der Stiftung der Stadt- und Saalkreissparkasse Halle 2008. In der Laudatio auf den Preisträger und mit Bezug auf dessen, mit der neuen Arbeit thematisch vergleichbaren Bildfindungen, bemerkte Michael Freitag: „Die instrumentelle Versimpelung von Geschichte, noch mehr aber von Kulturwerten und eines über Jahrhunderte zurückreichenden Wissens, das Ein-Eindeutige, das als Kampf der Kulturen im Kampf der Religionen auch in den Medien ausgetragen wird, endet bei Robert Kunec nicht in der Anklage von Tätern, nicht im Fingerheben oder beim altklugen Mahnen. Vielmehr stellt er in seiner Arbeit eine peinigende Gegenbezüglichkeit zu unserer Kultur her, ihrer Unfähigkeit nämlich, dem groben Muster der Gewalt etwas anderes als wieder Gewalt entgegenzusetzen, und sei es die Gewalt der Ignoranz, die Gewalt einer gedankenlosen Reizerzeugung […].“

Robert Kunec, 1978 in in Bardejov in der Slowakei geboren, machte nach dem Abitur in seiner Heimat eine Ausbildung als Kunstschmied an der Fachschule in Presov und absolvierte ein Privatstudium bei dem Akad. Bildhauer Dusan Poncák. Von 2000 bis 2003 studierte er Bildhauerei/Restaurierung und Skulptur an der Akademie der Bildenden Künste in Prag. Von 2004 bis 2008 studierte er an der Burg Giebichenstein Hochschule für Kunst und Design Halle im Studiengang Plastik, Fachrichtung Bildhauerei/Metall bei Professorin Andrea Zaumseil. 2008 wurde er mit dem Kunstpreis der Stiftung der Stadt- und Saalkreissparkasse Halle ausgezeichnet. Seit 2010 wird er von der k.u.k. Galerie Köln vertreten. Robert Kunec lebt und arbeitet in Halle.