Farbattacken auf dem Marktplatz

von 10. Mai 2011

„Ohne meine Aktion hätte wohl niemand an diesen Tag gedacht“, sagt die hallesche Künstlerin Simone Schicke. Sie erinnert mit einer Kunstaktion an den Eierwurf vor 20 Jahren. Am 10. Mai 1991 wurde der damalige Bundeskanzler Helmut Kohl mit Eiern und Tomaten beworfen. Der Kanzler reagierte gereizt, ging auf seine Gegner los. Szenen, die um die Welt gingen.

20 Jahre später fliegen wieder Eier. Und die Hallenser reagieren geteilt. „Das ist ein Grundnahrungsmittel“, schimpfte ein Mann. Allerdings, es waren ausgeblasene und mit Farbe gefüllte Eier. Der Vorwurf griff also nicht. Ein älterer Mann meinte: „Man wirft nicht mit Eiern auf Menschen.“ Auch wenn er selbst innerlich Kohl selbst gerne manches Mal beworfen hätte, man müsse die Meinung anderer respektieren und dürfe sie nicht tatsächlich bewerfen. Andere Menschen kamen vorbei, die damals vor 20 Jahren auch dabei waren und sich in Gesprächen an die damaligen Situationen erinnerten.

Doch was muss gemacht werden? Die Farbeier fliegen aus vier Metern Entfernung auf eine rotierende Scheibe. Die entstehenden Muster sollen vom 12. bis 26. Mai 2011 in der Leipziger Straße 33 ausgestellt werden. Öffnungszeiten der Ausstellung: Dienstag bis Donnerstag von 12 Uhr bis 17 Uhr und am Samstag von 14 Uhr bis 17 Uhr.

„Ich will diesem speziellen Ereignis ein Denkmal setzen“, so Simone Schicke. Sie wolle austesten, ob die Hallenser bereit seien, etwas Ungewöhnliches zu tun. „Außerdem wollte ich erreichen, dass dieses Ereignis wieder ins Gedächtnis der Hallenser kommt.“ Sie wolle mit ihrer Aktion nicht eine bestimmte Person oder einen aktuellen gesellschaftlichen Zustand als Zielscheibe präsentieren, stellt die Künstlerin dar. „Es ist eine gewaltfreie Aktion, die eine nonverbale Kritik noch weiter transformiert: die Wandlung in einen kreativen Akt.“ Viel mehr seien für sie historische Ereignisse der jüngeren Stadtgeschichte auch interessant, weil sie teilweise noch nicht etabliert sind, so Schicke. „Sie widerspiegeln das aktuelle und damalige Lebensgefühl in der Stadt Halle."