Förderschüler helfen Senioren

von 30. März 2012

Backen, Filzen, Spielen, Gedächtnistraining – das sind nur einige Beispiele für das umfangreiche Angebot, aus dem die Bewohner des  Johannes-Jänicke-Hauses während der regelmäßig stattfindenden Beschäftigungsnachmittage auswählen können. Es sind Aktivitäten, die nicht nur unter den Senioren beliebt sind. Was also liegt da näher, als das Angebot auf junge Leute auszuweiten? Dieser Gedanke stand für Kathrin Kamara, der Leiterin des Sozialen Dienstes im Jänicke-Haus im Vordergrund, als sie sich auf die Suche nach geeigneten Partnern für eine feste Zusammenarbeit machte. In einem Gespräch erfuhr sie, dass Schüler der Jägerplatzschule in den vergangenen Jahren gelegentlich die Senioren des Hauses besuchten. Könnte dieser Kontakt nicht wiederbelebt und zu einem festen Bestandteil des Alltages in der Einrichtung werden? – Diese Frage stand am Anfang ihrer Bemühungen. Ihre Anfrage stieß in der Schule im Zentrum von Halle sofort auf offene Ohren, und so kommt nun alle 14 Tage eine Gruppe von Acht- und Neuntklässlern zum gemeinsamen Spielen oder Werkeln ins Jänicke-Haus. Die Schule am Jägerplatz ist eine Förderschule. Das bedeutet: die Kinder haben Schwierigkeiten beim Lernen und sind oft auch in ihren sozialen Fähigkeiten beeinträchtigt. Vom gemeinsamen Projekt zwischen Alt und Jung profitieren indes beide Seiten. Die Senioren sprachen von Anfang an stark auf die jungen Besucher an. Der Vorteil: Haftet Förderschülern anderswo allzu oft ein Makel an, so wurden sie von den Senioren so akzeptiert, wie sie sind. Das wiederum stärkt ihr Selbstbewusstsein.Die Jugendlichen hingegen waren zu Beginn etwas unsicher im Umgang mit besonders schwer an Demenz erkrankten- oder an den Rollstuhl gefesselten Bewohnern. „Aber inzwischen“, so Kathrin Kamara, „ist die Freude auf beiden Seiten spürbar.“ Dies sei zum Beispiel daran erkennbar, dass die Schüler mitunter sogar länger als die vorgesehenen anderthalb Stunden im Jänicke-Haus blieben. Und auch, dass die Senioren des Öfteren fragten, wann die Schüler denn endlich wieder kommen. Positiver Nebeneffekt: Ganz nebenbei lernen die jungen Leute während ihrer Besuche auch noch soziale Kompetenz. Kamara: Ein großer Teil von ihnen wächst mit nur einem Elternteil auf. Häusliche Geborgenheit ist nicht in allen Elternhäusern ausreichend vorhanden. Hier können alltägliche Beschäftigungen wie gemeinsames Backen und Spielen viel bewirken. Kamara: „Die Kinder erleben Gemeinsamkeit als etwas Schönes.“ Und noch etwas: Sie lernen im wahrsten Wortsinn spielend den Umgang mit Alter und Gebrechlichkeit. Dieser sei den meisten bisher fremd. Kamara: „Aber in einer alternden Gesellschaft tun wir gut daran, den Jungen zu zeigen, wie es im Alter sein kann – im Positiven  wie im Negativen“ .