Forum Musik Festivals unterstützt Forderung von Grütters

von 26. Januar 2021

Gleichzeitig lobt die Sprecher*innengruppe des Forums die Ergänzung der Hilfen im Rahmen des Programms „Neustart Kultur“: „Die neuen Hilfen für Kleinstmusikfestivals, Eintagesmusikfestivals und „Umsonst [&] Draußen“-Musikfestivals schließen eine Lücke des Systems und sorgen für eine gerechtere Behandlung von Festivals aller Größenordnungen.“

Gleichzeitig warnt das Forum vor administrativen Hürden, die in vielen Fällen zum Scheitern der wohlgemeinten Hilfen führen könnten: „Aufgrund der aktuellen Infektionslage und der neu auftretenden hochinfektiösen Virus-Mutationen ist zu befürchten, dass Veranstaltungen bis in den Herbst hinein nicht werden stattfinden können. Darum müssen die Projekt- und Abrechnungszeiträume für die laufenden Neustart-Programme sowie für alle anderen projektbezogenen öffentlichen Mittel pauschal bis zum 31.12.2022 verlängert werden. Ansonsten verfallen die Mittel oder die Veranstalter drohen in einem Wust von neuen oder geänderten Änderung mit essentiell identischem Inhalt zu ertrinken.“

Das Forum kritisiert außerdem die Ungleichbehandlung von freien Festivals und Festivals in öffentlicher (Teil-)Trägerschaft: „Derzeit werden Festivals in öffentlicher Trägerschaft bei dem Programm „Neustart Kultur – Veranstalter*innen und Festivals” klar benachteiligt. In den Kriterien heißt es:

“Die in 3.2. genannten antragsberechtigten Veranstalterinnen und Veranstalter dürfen nicht wesentlich öffentlich finanziert sein, d.h. dass sie für die Grundfinanzierung ihres Geschäftsbetriebs in den letzten drei Jahren durchschnittlich nicht mehr als insgesamt 40% öffentliche Mittel erhalten haben” bzw. “Öffentliche Einrichtungen, Unternehmen der öffentlichen Hand sowie Unternehmen, an denen die öffentliche Hand oder die Kirche unmittelbar mehrheitlich beteiligt sind, sind nicht antragsberechtigt.”

Diese Kriterien wären nachvollziehbar, wenn den besagten Festivals zusätzliche Hilfe von ihren Trägern zukommen würde. Dies ist unserer Erfahrung nach nicht in allen Städten, Kreisen oder Bundesländern der Fall. Im Gegenteil: Bereits jetzt haben öffentliche Träger Kürzungen für das kommende Jahr aufgrund der schwierigen Haushaltlage angekündigt. Hinzu kommen wegbrechende Einnahmen aufgrund begrenzter Platzkapazitäten, steigende Mehrausgaben für Personal, Sicherheitsvorkehrungen sowie sich verändernde Vertragsstrukturen mit Künstlern, Ensembles und Dienstleistern.

Die kommunale Trägerschaft sagt pauschal außerdem nichts aus über die Höhe der Förderung. Es gibt Festivals in öffentlicher Trägerschaft, deren Budgets nur zu einem Bruchteil von kommunalen Mitteln finanziert werden, während Festivals in freier Trägerschaft über Zuschüsse einen weit höheren Anteil öffentlicher Mittel in ihrer Finanzierung ausweisen können.

Nicht die Rechtsform sollte Kriterium für eine Förderung aus dem Programm „Neustart Kultur – Veranstalter*innen und Festivals“ sein, sondern allenfalls der Umfang der finanziellen Ausstattung.

Das bedeutet: Festivals in Trägerschaft der öffentlichen Hand werden gegenüber anderen Festivals klar benachteiligt:

  • Sie bekommen keine Mittel aus dem „Neustart Kultur”-Programm.

  • Sie bekommen keine zusätzlichen Hilfen der Länder und Kommunen analog „Neustart Kultur“.

  • Sie müssen mittelfristig sogar mit Kürzungen der bisherigen Zuschüsse rechnen.“

Das Forum appelliert an die Bundesländer und die Kommunen, für die von ihnen finanzierten Festivals Hilfen analog „Neustart Kultur“ aufzulegen oder bei einer Weiterführung auf eine Änderung der Kriterien des Neustart-Programms hinzuwirken.

Insbesondere im ländlichen Raum befürchtet das Forum einen kulturellen Kahlschlag. Auch größere Festivals hätten im Hinblick auf Digitalisierung, Personal und Sicherheits- und Hygienekonzepte einen immens erhöhten Finanzbedarf. Hinzu kommt, dass auch im Bereich Sponsoring sich ein drastischer Rückgang im Vergleich zu den Vorjahren ankündigt und die Akquise neuer Förderer nahezu unmöglich ist.

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