Grüne und Linke für Thalia-Erhalt

von 8. März 2011

Seit Monaten ist eine drohende Schließung des Thalia Theaters in Halle (Saale) akut. Geredet wurde viel, in Rats- und Ausschusssitzungen, in Diskussionsrunden. Doch am Montag wurde dann die schlechte Nachricht verkündet: Steht im März der Haustarifvertrag nicht, wird das Thalia dichtgemacht und 25 Mitarbeitern der halleschen Bühnen gekündigt.

„Sollte sich nicht doch noch wie durch ein Wunder die Schließung des einzigen Kinder- und Jugendtheaters im Land Sachsen-Anhalt abwenden lassen, wäre das Aus für das Thalia ein kulturpolitischer Super-GAU und ein Offenbarungseid der Politik”, meinte der kulturpolitische Sprecher der Linken-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, Stefan Gebhardt. “Die Schuld hierfür bei den Gewerkschaften wegen angeblich überzogener Forderungen zu suchen, ist der falsche Weg. Vielmehr muss diesbezüglich die Landespolitik kritisch hinterfragt werden. Seit Jahren wurden die Träger der Theater mit Tariferhöhungen vom Land im Stich gelassen.” Er sieht auch die drastisch gesunkenen Kommunalzuweisungen als einen wesentlichen Grund dafür, dass die Handlungsspielräume bei Städten und Gemeinden immer enger werden, “sodass sie ihre kulturelle Infrastruktur nicht mehr ohne Weiteres aufrechterhalten können. Darum trägt letztendlich das Land eine erhebliche Mitverantwortung bei der Schließung des Thalia-Theaters.” Laut Gebhardt stehe die künftige Landesregierung vor der unausweichlichen Aufgabe stehen, die Kommunen wieder finanziell handlungsfähig zu machen und die Lasten der Theaterförderung auf breitere Schultern zu verteilen. “Es ist höchste Zeit, auch in Sachsen-Anhalt ein Kulturfördergesetz analog dem sächsischen Kulturraumgesetz zu etablieren. Außerdem erwarten wir, dass die Arroganz gegenüber den Theatern und ihren Trägern abgelegt wird. Die jüngsten Äußerungen von Ministerpräsident Böhmer, der den Theatern mehr Kreativität verordnen wollte, sind an Überheblichkeit kaum zu überbieten. Offenbar ist dem Ministerpräsidenten hier der sonst so realistische und bodenständige Blick abhanden gekommen. Die Theater im Land sind dafür zuständig, gute Programme auf die Bühne zu bringen, die Politik ist dafür zuständig, die Angebote auszufinanzieren – nicht anders herum.“

„Es dürfen jetzt keine Tatsachen geschaffen werden, die später nicht wieder zu korrigieren sind“, so Dietmar Weihrich, Fraktionsvorsitzender der grünen Ratsfraktion. Er verweist auf die Informationen, die dem Stadtrat noch im Juni 2010 im Rahmen des Wirtschaftsplanes der TOO gegeben worden sind. Damals war lediglich von einem Betrag von 540.000 Euro die Rede, die durch „geeignete Personalmaßnahmen“ kompensiert werden müssten. Von der Schließung einer Sparte war nicht die Rede. „Ich bin sicher, dass der notwendige Betrag auch ohne die Schließung des Thalias erbracht werden könnte. Dies setzt jedoch eine unvoreingenommene und ergebnisoffene Prüfung voraus. So fordern wir, auch über die Senkung der Betriebskosten oder eine mögliche Überarbeitung des Spielplanes nachzudenken. Weniger Inszenierungen könnten häufiger laufen und damit die Kosten senken. Darüber hinaus muss jetzt auch geprüft werden, ob Zugeständnisse an die Gewerkschaft möglich sind. So wäre beispielsweise eine verlängerte Laufzeit des Haustarifvertrages als Gegenleistung für die Lohnkürzungen durchaus akzeptabel“, so Weihrich weiter. Außerdem brauche die Stadt eine öffentliche Diskussion über eine nachhaltige Struktur und die künftige Entwicklung der Bühnen in Halle. Zu klären sei dabei auch, wie es zu den enormen finanziellen Problemen der TOO GmbH kommen konnte, wer dafür die Verantwortung trägt und welche Maßnahmen seit Bekanntwerden der finanziellen Schieflage tatsächlich ergriffen wurden, um für die Stadt ein eigenständiges Kinder- und Jugendtheater zu erhalten.“ Als Fraktion sei man weiterhin der Auffassung, dass das vielfältige Angebot des Thalia Theaters für und mit Kindern und Jugendlichen nicht durch einen bloßen Transfer von Vorstellungsangeboten in andere Sparten ersetzt werden kann und werde in einem Antrag für die nächste Ratssitzung am 30. März 2011 Alternativen zur Schließung einfordern.