Händelhaus Halle (Saale) erwirbt Rarität

von 28. Juli 2009

Im Händeljahr 2009 hat die Stiftung Händel-Haus in Halle (Saale) ihr umfangreiches Archiv um eine weitere Rarität erweitern können: In der Bibliothek des Händel-Hauses steht seit kurzem ein seltener, 285 Jahre alter Erstdruck der Händel-Oper „Tamerlano“ (HWV 18). „In Deutschland sind nur noch zwei weitere der wertvollen Exemplare in Bibliotheksbesitz“, sagt Jens Wehmann, Bibliothekar im Händel-Haus. Georg Friedrich Händel hatte kurz nach der Uraufführung der Oper am 31. Oktober 1724 im King’s Theatre am Haymarket, London, insgesamt rund 300 Stück bei Verleger John Cluer drucken lassen. „Bekanntlich war Händel ja nicht nur ein begnadeter Komponist sondern auch ein erfolgreicher Geschäftsmann, der mit dem Noten-Verkauf seiner Werke eine weitere Erwerbsquelle auftat“, erklärt Jens Wehmann. Wie die erste Seite des Bandes verrät, hat der Komponist die Ausgabe persönlich redaktionell bearbeitet. Dieser sowie weitere frühe Händel-Drucke werden ab kommendem Dienstag, den 4. August 2009, bis zum 4. Oktober 2009 in der „Schatzkammer“ des Händel-Hauses in Halle zu sehen sein.

Neben einer Illustration eines unbekannten Künstlers auf der Gegenseite des Titelblattes (Frontispiz) sorgte eine weitere Besonderheit für Staunen der Mitarbeiter beim ersten Durchblättern: Auf einigen Seiten des Erstdrucks sind handschriftliche Anmerkungen von Friedrich Chrysander enthalten. Sowohl die Form als auch der Inhalt der mit Bleistift geschriebenen Worte weisen auf den herausragenden Musikwissenschaftler hin. Er hatte zwischen 1859 und 1901 die erste umfassende Händel-Gesamtausgabe für die Deutsche Händelgesellschaft herausgegeben. Die 94 Bände sind auch in der Dauerausstellung „HÄNDEL – der Europäer“ im Händel-Haus Halle ausgestellt. Der jetzt erworbene Erstdruck der Händel-Oper „Tamerlano“ wurde der Stiftung Händel-Haus durch das amerikanische Antiquariat „Bauman Rare Books“ angeboten. „Ein solcher Ankauf ist meist nur durch die großzügige Unterstützung von Händel-Freunden möglich“, sagt Jens Wehmann. Neben der Hilfe bei Ankäufen ist im Händel-Haus auch eine Übernahme von „Buchpatenschaften“ möglich, durch die ein aufwändiger Erhalt historischer Schriftstücke gefördert wird.

Insgesamt sind mit dem Erstdruck von „Tamerlano“ acht wertvolle, zu Händels Lebzeiten veröffentlichte Druckausgaben seiner über 40 Opern in Besitz des Händel-Hauses Halle. Im Jubiläumsjahr 2009, in dem der 250. Todestag von Georg Friedrich Händel gefeiert wird, konnte die Stiftung Händel-Haus bereits die Erstdrucke der Händel-Opern „Berenice, Regina d’Egitto“ (HWV 38) und „Faramondo“ (HWV 39) erwerben. Sie erweiterten den bisherigen Bestand, der „Giulio Cesare in Egitto” (HWV 17), „Parthenope” (HWV 27), „Atalanta” (HWV 35), „Arminius” (HWV 36) und „Guistino” (HWV 37) sowie zahlreiche weitere historische Notendrucke und Handschriften umfasst.