Hallenser und ihre Wende

von 9. September 2009

Wie haben die Hallenser die politische Wende 1989 / 90 erlebt? Dieser Frage will die Ausstellung „In diesen Tagen … Halle 1989 / 90“ nachgehen, die am Freitag im Stadtmuseum in Halle (Saale) eröffnet wird. Zu sehen ist ein typisches DDR-Wohnzimmer, nebenan hängen die Protestplakate aus dem Wendeherbst. Letztere hat unter anderem der heutige Stadtrat Hans-Dieter Wöllenweber (FDP) beigesteuert, der 1989 mit einem Kollegen auf dem Gipstisch der Uniklinik die Plakate malte. Die ersten vom Westgeld gekauften Artikel wie Fa-Seife, Kassettenrekorder oder Kaffee fanden ebenso Platz in der Ausstellung wie typische DDR-Hosen, der Ausweis, Eingaben beim Magistrat der Stadt, Schulhefte, Heimatkundebücher, Nudossi, Klopapier, Sandalen, Handtücher, Optima-Schreibmaschinen – typische Alltagsgegenstände aus dem untergegangenen Staat. Angereichert durch Fotos aus den Wendemonaten, Wahlplakaten, Schlangen vor den Wechselschaltern der Staatsbank am Hansering … und auch der kleine Trompeter ist wieder aus dem Depot geholt worden. „Bewusst nicht gereinigt“, so Dezernent Tobias Kogge. Denn die Fritz-Weineck-Statue soll zeigen, wie die Hallenser im Umbruch mit den Symbolen der DDR umgingen. Dafür steht auch ein mit DDR-Orden gefüllter Mülleimer.

Mit der Ausstellung gehe es nicht ums Schönreden, so Kogge, „sondern wir zeigen einen Blick auf die Lebenssituation wie sie war.“ Platz für romantische Verklärungen sei nicht in der Ausstellung. Eine tragende Säule der Schau sind die Hallenser selbst mit ihren Geschichten und Objekten, wie Kuratorin Ute Fahrig sagte. Denn viele Menschen haben sich – zumeist nur für die Zeit der Ausstellung – von Erinnerungsstücken getrennt und sie der Ausstellung beigesteuert. Hinzu kommen Zeitzeugen-Interview mit damaligen Lehrern, Polizisten, Pfarrern und Pionierleitern sowie Fotos und Gegenstände von Stadtarchiv und BStU. Ergänzt wird die Schau zudem von Hörstationen und Videoinstallationen.

In insgesamt vier verschiedenen Räumen schlängelt man sich durch die Ausstellung, die im Erdgeschoss mit den Kommunalwahlen am 7. Mai 1989 beginnt. Über eine neu eingebaute Treppe geht es dann ins Jahr 1990 – zum 1. Juli mit der Währungsunion.

Als Zielgruppen nannte Kuratorin Ute Fahrig sowie Hallenser, die persönliche Erfahrungen gemacht haben, als auch junge Menschen, die keine Verbindung mehr zu dieser Zeit haben.

Eröffnet wird die Ausstellung im Christian-Wolff-Haus am 11. September um 19 Uhr. Vom 12. September 2009 bis 28. März 2010 ist die Schau dann immer Dienstag bis Sonntag von 10 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet 2 Euro, ermäßigt 1.30 Euro. Begleitet wird die Ausstellung von zahlreichen Veranstaltungen wie Vorträgen, Führungen und Diskussionen.