Halles Bühnen vor dem Scheideweg

von 22. Mai 2012

 Am Montag haben sich Halles Kulturleute öffentlichkeitswirksam ablichten lassen. Am Dienstag war es dann wieder Zeit für Ernüchterung. Denn auf der Tagesordnung im Finanzausschuss stand der Wirtschaftsplan der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle. Und dort drohen in den kommenden Jahren weitere Einschnitte. Los geht’s schon in der nächsten Spielzeit. Denn da muss die TOO schon ohne die Spielstätte Thalia Theater in der Kardinal-Albrecht-Straße auskommen. Die Thalia-Veranstaltungen ziehen stattdessen auf die Kulturinsel. „Die GmbH plant, das Geschäftsjahr 2012/2013 mit einem Verlust abzuschließen“, ist trotzdem im Wirtschaftsplan zu lesen. Und weil in den neuen Theaterverträgen mit dem Land ein weiteres Absinken der Zuschüsse zu erwarten ist und auch die Stadt finanziell nicht auf Rosen gebettet ist, sind wohl weitere Einschränkungen unumgänglich.  „Ich finde es auch nicht gut, wenn wir Sachen abschneiden“, sagte TOO-Chef Rolf Stiska mit Blick auf die Diskussion um das Thalia Theater, „aber wir müssen im Finanzrahmen bleiben.“ Das Thalia als Spielstätte sei verzichtbar, die TOO sei in der Lage, die Leistungen an den anderen Spielstätten mit zu erledigen.  Als „Grundproblem“ gab Stiska die Personalkosten an, die in der GmbH 80 Prozent ausmachen. Die bevorstehende Tariferhöhung von 3 Prozent schlage mit 900.000 Euro pro Jahr zu Buche. Doch die großen Probleme rollen laut Stiska im Sommer 2014 auf die TOO zu. „Dann laufen die Haustarifverträge aus.“ Mit einem Schlag müsste die GmbH dann drei Millionen Euro mehr zahlen. Bei gleichbleibenden Zuschüssen müsste man sich dann von 80 bis 100 Mitarbeitern trennen, Oper oder Kulturinsel schließen. „Oder Mitarbeiter und Gewerkschaften überzeugen, die Haustarifverträge fortzusetzen.“ Stiska setzt nach eigenen Angaben auf letztere Variante. „Denn das Zerschlagen der Einrichtungen bedeutet das Ende vom Anspruch der Kulturstadt.” Für ihn sei die Schließung von Oper und Kulturinsel eigentlich keine Variante, so der TOO-Chef.  Mit 3 Millionen Euro Einnahmen durch die Aufführungen rechnet die TOO GmbH in der bevorstehenden Spielzeit. 1, 7 Millionen Euro soll die Oper einspielen, 660.000 die Staatskapelle, 590.000 Euro das neue theater, 185.000 Euro das Puppentheater und 80.000 Euro das Thalia. Preiserhöhungen werde es wohl wieder zu Spielzeit 2013/14 geben, so Stiska. Doch das im angemessenen Rahmen. Denn die Bereitschaft mehr Geld auszugeben für die Theaterleistungen sei in Halle gering, auch mit Blick auf die soziale Situation vieler Bürger. Die TOO erhält in der Spielzeit 2012/13 rund 32,6 Millionen Euro Zuschüsse, davon 11,9 vom Land. Für Neuinszenierungen stehen insgesamt 560.000 Euro zur Verfügung, im vergangenen Jahr waren es noch 750.000. Die Oper erhält aus dem Topf 320.000 Euro, das neue theater 120.000, das Puppentheater 40.000 und das Thalia Theater 80.000 Euro. Die Besucherzahlen will Stiska bei etwa 250.000 Personen stabil halten (Oper: 78.000, neues theater 49.300, Puppentheater 21.000, Thalia Theater 26.000, Staatskapelle 60.610). Die Zahl der Neuinszenierungen sinkt auf 35, in der laufenden Spielzeit sind es 48.  Der Finanzausschuss stimmte dem Wirtschaftsplan mehrheitlich zu. Abgelehnt wurde ein Antrag der Grünen, die Spielstätte des Thalia Theaters aufrecht zu erhalten.