Halles Geschichte auf Postkarten

von 14. Oktober 2011

Als „Correspondenzkarte“ ging es in den 1860er Jahren los. Zur Zeit des deutsch-französischen Kriegs begann der erste Boom. Und seit dem 1. März 1872 wird der noch heute bestehende Begriff verwendet: Postkarte. Mit der Geschichte dieser teils selbst gestalteten, teils künstlerisch aufwendigen oder manchmal auch nur aus Fotos bestehenden Karten beschäftigt sich eine neue Kabinettausstellung in der historischen Kulissenbibliothek der Franckeschen Stiftungen in Halle (Saale).

Rund 200 verschiedene Motive hat Archivarin Carmela Keller zusammengetragen und bekam dabei tatkräftige Hilfe von Sammler Bernd Mutschke. Die älteste Karte in der Schau stammt aus dem Jahre 1896. Vor dort aus geht es bis ins Heute, und der Besucher kann verfolgen, wie sich auch das Gelände um die Franckeschen Stiftungen verändert hat. Die begrünte Promenade gibt es nicht mehr, stattdessen führt hier die Hochstraße lang. Der Besuch von Kaiser Wilhelm II. und seiner Frau Auguste Viktoria am 6. September 1903 wird ebenfalls auf Postkarten dokumentiert. In einer offenen Kutsche fuhren die beiden begleitet von einem Husarenregiment vor das Francke-Denkmal, wurden vom Direktor Dr. Fries begrüßt und lauschten dem extra für diesen Anlass geschriebenen Gedicht des Waisenmädchens Margarethe Freud. Die Situation wurde in einem kaiserlichen Schnappschuss festgehalten und ging von da an als Postkarte um die Welt.

Heute ist es um die Postkarten etwas still geworden. E-Mails dominieren deutlich. Vielleicht wird es ja mal wieder Zeit, eine eigene Postkarte zu schicken? Ein Kartenautomat lädt dazu ein, eigene Postkarten mit dem Motiv der Franckeschen Stiftungen und dem eigenen Fotos zu drucken. Acht verschiedene Kartenmotive stehen dabei zur Auswahl. Drei Euro kostet so ein Exemplar.

Zunächst waren die Postkarten noch anders gestaltet als heute. Die Vorderseite gehört komplett der Adresse, auf der Rückseite gab es das Motiv und etwas Platz für die Mitteilung. Das änderte sich erst 1905. Seitdem gehört eine Seite dem Motiv, die andere bietet Platz für Adresse und Text. In den ersten Jahren meldete übrigens ausgerechnet die Post Bedenken an – aus Datenschutzgründen. Denn die persönlichen Notizen waren nicht mehr durch einen Briefumschlag geschützt, wie die preußische Postverwaltung bemängelte.

Die Ausstellung „Ansichtssache(n)“ wird bis zum 1. April 2012 gezeigt.