Halles Kultur in Leitlinien gepresst

von 12. Oktober 2010

Wie soll sich die Kultur in Halle (Saale) in den kommenden Jahren entwickeln? Auf was wird wert gelegt? Die Stadtverwaltung hat dazu im stillen Kämmerlein neue kulturpolitische Leitlinien aufgestellt. Nun soll sich ein Arbeitsgremium aus Stadträten, Kulturverantwortlichen aber auch Vertretern der Bürgerschaft mit dem Entwurf auseinandersetzen, möglicherweise Prioritäten neu setzen. Die alten Leitlinien wurden 1991 von der damaligen Stadtverordnetenversammlung verabschiedet, eine Diskussion zur Erneuerung vor zehn Jahren blieb ohne Erfolg. Bis zum Sommer 2011 soll nun das neue, 15seitige Papier diskutiert werden. Vor allem vor dem Hintergrund der Strukturdiskussion in der Theater, Oper und Orchester GmbH Halle und sinkenden Fördermitteln darf man auf die Diskussion gespannt sein.

„Kultur ist für die Stadt Halle an der Saale eines der bedeutendsten Kennzeichen städtebürgerlicher Identität. Originalität im Vergleich zu anderen Städten ist augenscheinlich, die eigenen Stärken und ihre Unverwechselbarkeit sind evident. Unsere Kulturlandschaft bietet einen reichhaltigen Nährboden für schöpferisches und produktives Wirken, sie entfaltet ein Magnetfeld für kreative Köpfe“, heißt es in dem Entwurf.

Erster Punkt in den neuen Leitlinien ist die Musik. „Musik ist das überzeugendste und entwicklungsfähigste Merkmal der halleschen Kultur“, steht es geschrieben. Vorrangiges Ziel hallescher Kulturpolitik solle es auch weiterhin bleiben, die Händelfestspiele auf hohem internationalem Niveau anzubieten. Festgehalten wird weiterhin an einer Verkleinerung der Staatskapelle auf 99 Musiker.

Punkt zwei beschäftigt sich mit den Sprechtheatern und den freien Theatergruppen der Stadt und der Strukturdebatte. Vorzuhalten sei ein breit gefächertes Programm im Schauspiel, im Kinder- und Jugendbereich und im Puppentheater, ist zu lesen. „Dieses vielfältige Programmangebot ist auch zu gewährleisten, wenn weitere Strukturanpassungen erfolgen müssen und das Thalia Theater und das neue theater zu einem Sprechtheater zusammengeführt werden. … Nachhaltiger als in den vergangenen Jahrzehnten stellt sich für die Einrichtungen der Hochkultur die Frage, wie kann der Kulturbetrieb für die unterschiedlichen Gruppen der Gesellschaft stärker geöffnet und bei einem größeren Teil der Bevölkerung größere Relevanz gewinnen.“

Unter dem Titel „Halle liest“ beschäftigt sich Punkt drei mit den zahlreichen Bibliotheken und Leseaktionen in der Stadt. Die halleschen Museen, „das kulturelle Gedächtnis der Stadt“ finden sich in Punkt vier. Als „kreative Impulsgeberin“ wird die bildende Kunst in Punkt fünf bezeichnet. Die Kultur in den Stadtteilen mit Begegnungszentren und Zirkeln wird in Punkt 6 als „Voraussetzung für soziale Integration und gesellschaftliches Miteinander“ aufgeführt. In Punkt Sieben aufgeführt sind die vielen kleinen und größeren Veranstaltungen und Feste in der Stadt wie Händels Open, Salzfest oder die Lange Nacht der Wissenschaften. Und im letzten Punkt 8 findet sich der Bergzoo als „attraktive Kultur- und Bildungseinrichtung“ wieder.

Im Fazit des Entwurfs heißt es schließlich, „So unerlässlich es war und auch zukünftig bleiben wird, im Kulturbereich Strukturveränderungen vorzunehmen, so unentbehrlich ist es, dies zu tun mit dem Ziel, die kulturellen Entwicklungspotentiale der Kulturstadt halle zu stärken. Kultur in der Stadt ist wesentlich mehr als Kultur von der Stadt. Das Flair und den Facettenreichtum der Kultur der Stadt Hale bestimmen auch Einrichtungen, die nicht explizit an der Kulturförderung der Stadt partizipieren, die jedoch durch das Vorhandensein guter Rahmenbedingungen deutliche Unterstützung erfahren.“