Historische Schulprogramme für ULB Halle

von 13. März 2012

 Die Universitäts- und Landesbibliothek Sachsen-Anhalt (ULB) in Halle (Saale) hat ihren umfangreichen Bestand historischer Schulprogramme um weitere rund 17.000 Exemplare erweitern können. Sie erhielt diese Sammlung als Geschenk der Universitätsbibliothek Dortmund. Im Gegensatz zum aktuellen Verständnis bezeichnet “Schulprogramm” im historischen Sinn keineswegs das Programm oder das Leitbild einer Schule. Vielmehr werden unter dieser Bezeichnung Berichte und Statistiken von Schulen verstanden. Insbesondere in Deutschland und Österreich begann etwa ab der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts eine nachhaltige Tradition, in durchweg jährlichem Turnus über Lehrpläne, Schulentwicklung, Schüler, Absolventen usw. zu berichten. So hat die ULB bisher in dem von ihr federführend betreuten nationalen Projekt “Verzeichnis der im deutschen Sprachraum erschienenen Drucke des 18. Jahrhunderts” bisher nicht weniger als 422 Schulprogramme allein des 18. Jahrhunderts als digitale Edition im Netz veröffentlichen können. Schulprogramme entfalteten ihre Bedeutung vor allem im 19. Jahrhundert, als nahezu jede (höhere) Schule derartige Programme vorlegte. Sie waren auch keineswegs nur von lokaler Bedeutung, wurden sie doch im 19. Jahrhundert auf der Basis eines ministeriell reglementierten Schriftentauschs landesweit zwischen den Schulen getauscht. “Was historische Schulprogramme jedoch zu einer einzigartigen Textsorte werden ließ, ist die Kombination des Berichtsteils mit einer wissenschaftlichen Abhandlung”, sagt ULB-Direktor Dr. Heiner Schnelling. “Deren thematische Schwerpunkte liegen hier eher in den Geistes- als den Naturwissenschaften, vor allem dem Klassischen Altertum sind viele dieser Abhandlungen gewidmet. Gleichwohl zeugen die Abhandlungen auch vom stetigen Bedeutungszuwachs naturwissenschaftlicher Fächer in den Schulen. Diese Materialien insgesamt stellen unter anderem für Historiker, zumal Bildungshistoriker, Soziologen und Statistiker eine wertvolle Quelle dar, aber auch für die Geschichte einzelner Wissenschaftsdisziplinen.”