In Halle (Saale) steht die Mauer wieder

von 3. Oktober 2009

Vor 20 Jahren steckte die DDR-Führung mitten in den Vorbereitungen zum 40. Jahrestag der Deutschen Demokratischen Republik. Doch im Volk gärte es, der Ruf nach Veränderung wurde laut. Und tatsächlich, ein Jahr später sollte es den Staat nicht mehr geben. Wiedervereinigung, Beitritt zur BRD zum 3. Oktober 1990.

20 Jahre nach dem Fall der Mauer beschäftigen sich verschiedene Aktionen bundesweit mit der Wende. Auch in Halle (Saale) locken Ausstellung, Filmreihen und Diskussionsrunden. Und zum 3. Oktober fand auf dem Boulevard ein Straßentheaterstück statt, das zum Nachdenken anregen soll und auch den Blick über die eigenen vier Wände oder das eigene Land hinaus schärfen soll.

An der Ulrichskirche wurde die Mauer wieder aufgebaut. “Guten Tag, Grenzkontrolle. Bitte Lächeln”, laute der Spruch, der den oft auch griesgrämig drein schauenden Hallensern entgegen schallte. Denn nur mit einem Lächeln durfte man hinüber auf die “andere Seite”. Streng bewacht von bewaffneten Kontrolleuren – mit Bananen und Orangen waren die Theatermacher ausgerüstet.

Erinnern soll die Aktion nicht nur an die Wende in der DDR, sondern im gesamten Ostblock. Insbesondere Polen, wo sich bereits 1981 in Wroclaw die „Orange Alternative“ (Pomarańczowa Alternatywa) gründete. Damals tauchten orangene Zwerge auf Häuserwänden auf, wurden zum Symbol der polnischen Revolution. Die Tschechin Agnieszka Cwielag hat in den vergangenen zehn Tagen mit finanzieller Unterstützung der Robert-Bosch-Stiftung, der Stiftung für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit und vom Deutsch-Polnischen Jugendwerk Workshop an der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein sowie der Kunst-Akademie Wroclaw durchgeführt. Mit Unterstützung des Thalia Theaters – von hier stammen auch die Steine für den Mauerbau – erlebte die “Orange Alternative” nun ihr Revival. Vom 26. Oktober bis 11. November 2009 findet zudem in der Galerie im Volkspark eine Ausstellung zur Geschichte der “Orange Alternative” statt.

Und die Hallenser? Machten zum Teil mit, halfen auch die vom Wind umgestoßenen Steine wieder aufzustellen. Oder fragten nach Begrüßungsgeld und Bananen. Doch da gab es auch die andere Seite. Die, die den Mauerbau begrüßten. Und die, die den Theatermachern den Gang ins Irrenhaus empfahlen.