Jugendwerkstatt will Singschule weiter betreiben

von 12. Oktober 2010

Im Kampf um die Zukunft der Singschule haben der derzeitige Träger Jugendwerkstatt Frohe Zukunft und die Stadtverwaltung ein vorläufiges Machtwort gesprochen. Man werde die Singschule auch weiterhin betreiben, erklärte JW-Chef Klaus Roth. Den bis Ende 2011 laufenden Vertrag werde man erfüllen und anschließend die Option für eine fünfjährige Verlängerung ziehen. Zwar könnte die Stadt hier noch intervenieren, doch nur wenn dem Träger Vertragsbruch nachzuweisen ist. “Das ist hier nicht der Fall”, so Kulturreferentin Ursula Wohlfeld. Eine Abgabe der Trägerschaft von Singschule oder Kinderchor stehe nicht mehr zur Debatte. Damit wird die Jugendwerkstatt wohl bis mindestens 2017 Betreiber sein. Zwar könnte der Stadtrat einem Antrag des Fördervereins zustimmen, der die Einrichtung ebenfalls gern selbst betreiben möchte. Dann aber könnte ein Rechtsstreit drohen, weil es keine Verstöße gegen den Vertrag gebe.

Inzwischen laufen auch die Vorbereitungen zu einer Aufstellung der Singschule für die Zukunft. Wie Roth weiter sagte, habe es eine Ausschreibung zu einer zweiten Chorleiterstelle gegeben. 12 Bewerbungen seien eingegangen. Drei Kandidaten seien nun in der engeren Auswahl. Ein Gremium bestehend aus sechs ausgelosten Elternvertretern sowie Chorleiterin Sabine Bauer und weiteren Kulturschaffenden der Stadt soll am Ende die Entscheidung treffen, wer den Chor leiten wird. Laut Roth sei der Posten als Halbtagsstelle ausgelegt und werde zusammengelegt mit der Halbtagsstelle für die Organisation des Kinderchorfestivals. Will heißen, der neue Chorleiter wird für die Stimmbildung der Kinder und für das Kinderchorfestivals als Ganztagskraft zuständig sein.

Die Festival-Stelle habe neu besetzt werden müssen. Die bisherige Leiterin habe gekündigt und dies mit Mobbing durch den Förderverein begründet, so Roth. Auch weitere Mitarbeiter der Einrichtung seien unter Druck gesetzt worden. Ihnen hätten Vertreter des Freundeskreises, der sich um eine Trägerschaft der Singschule bemüht, für den Fall einer erfolgreichen Übernahme der Einrichtung durch den Förderverein mit Kündigung gedroht, weil diese loyal zu ihrem Arbeitgeber – der Jugendwerkstatt Frohe Zukunft – gewesen seien.

Und dann ist da noch die Diskussion um Manfred Wipler, der als Honorarkraft neben Sabine Bauer den Chor leitet. Er werde zum Jahresende in den Ruhestand geschickt, so Roth. Das sei ursprünglich schon im vergangenen Jahr vorgesehen. Da hätte sich Wipler freiwillig zurückziehen wollen und zusammen mit Frau Bauer sogar eine Nachfolgerin präsentiert. “Wir wollten die Frau schon einstellen”, so Roth. Doch urplötzlich habe Herr Wipler mitgeteilt, dass er doch nicht wie geplant zum Ende 2009 aufhören werde. “Dadurch konnten wir den Arbeitsvertrag nicht unterzeichnen, weil wir die Stelle nicht anders finanzieren können”, so Roth. So habe das Geld für die neue Kraft aus den eingesparten Geldern von Herrn Wipler beglichen werden sollen.

Seit einigen Monaten schwelt auch der Streit um die Gelder für Auftritte an der Oper. Wie Roth und Wohlfeld erläuterten, werde jetzt ein Vertrag zwischen Jugendwerkstatt und Oper gefasst. Die Oper überweise das Geld an die Jugendwerkstatt, die es zu 100 Prozent an die Kinder auszahlen. Bislang hatte der Förderverein diese Gelder zu 50 Prozent eingenommen. Zugleich werde Frau Bauer für diese Tätigkeit kein Honorar mehr bekommen. “Dies tut sie während ihrer Arbeitszeit für uns”, so Roth. Auch der Streit um Veranstaltungen des Kinderchors, dessen Träger die Jugendwerkstatt ist, ist lange noch nicht beigelegt. Roth beklagt, in Planungen von Veranstaltungen nicht eingebunden zu werden. Der Fördervereine nutze den Kinderchor für Veranstaltungen und kassiere die Einnahmen, obwohl man als Jugendwerkstatt der Träger sei und die Ausgaben habe.

Der Streit hat für eine Funkstille zwischen Träger- und Förderverein gesorgt. „Wir sind nicht zu den Freundeskreis-Versammlungen eingeladen, wir wissen auch nicht was mit dem Geld passiert“, beklagt Jugendwerkstatt-Chef Klaus Roth. Zugleich stellte er aber klar, dass das Geld ganz sicher für die Kinder verwendet werde. Doch es gehe um Abstimmungen, auch für Chorlager und Freizeit – die von Förderverein organisiert und festgelegt werden. „Ohne Abstimmung mit uns.“

Auseinandersetzungen zwischen Träger und Freundeskreis um die Singschule sind nicht neu. Einen ähnlichen Streit habe es schon zwischen Förderverein und dem früheren Träger Konservatorium gegeben, so Kulturreferentin Wohlfeld. Auch damals ging es um Einnahmen die der Förderverein erzielte und Ausgaben, die der Träger hatte. Wegen unüberbrückbarer Differenzen sei es dann mit Beschluss des Stadtrates zum Trägerwechsel gekommen. Damals hätte es die Differenzen mit den gleichen handelnden Personen beim Förderverein gegeben.

Unterdessen informierte die Jugendwerkstatt auch darüber, dass die Tanzgruppe wiederbelebt wird. Es gebe bereits fünf Kinder, die sich daran beteiligen möchten.