Kinderchorfestival in Gefahr

von 10. November 2010

Im Mai kommenden Jahres soll das mittlerweile 32.Kinderchorfestival in Halle (Saale) steigen. Die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Doch ob es wirklich stattfinden kann, ist durchaus fraglich. Hintergrund ist unter anderem der Streit um die Trägerschaft der Singschule zwischen dem jetzigen Träger Jugendwerkstatt Frohe Zukunft und dem Förderverein der Singschule, der die Einrichtung gern selbst übernehmen möchte.

Vor anderthalb Wochen habe es Gespräche mit dem Landesverwaltungsamt gegeben, so Kulturreferentin Ursula Wohlfeld. Dabei habe das Amt deutlich gemacht, dass die Projektförderung – mit der das Kinderchorfestival derzeit finanziert wird – nur für einen Übergangszeitraum gedacht sei. Führe die Jugendwerkstatt mit ihrem im vergangenen Jahr neu eingeführten Konzept das Festival durch, könnte es zumindest für 2011 noch Mittel geben. Entscheide sich der Stadtrat hingegen für einen Trägerwechsel zugunsten des Fördervereins, sehe das Landesverwaltungsamt keine Chance mehr auf eine Förderung. Hintergrund seien schlechte Erfahrungen mit dem Förderverein des Kinderchorfestivals, der 2008 Insolvenz angemeldet hatte und ein Loch von 60.000 Euro zweckentfremdeter Mittel hinterlassen hat, so Wohlfeld. Weil aber das Land zur Finanzierung des Chorfestivals 50.000 Euro und damit mehr als die Hälfte der Kosten zuschieße, sei eine Fortführung des Festivals in dem Fall durchaus fraglich.

Doch auch an anderen Fronten wird zwischen Jugendwerkstatt und Stadt auf der einen und dem Förderverein Singschule auf der anderen Seite weiter gekämpft. So existieren bis heute keine Verträge für die Auftritte der Chorkinder bei Operninszenierungen. Bislang hatte der Förderverein die Hälfte der Auftrittsgelder kassiert, die Kinder bekamen die andere Hälfte. Nun beansprucht die Jugendwerkstatt als Träger die Fördervereins-Hälfte für sich. Inzwischen habe sich die Jugendwerkstatt dazu entschieden, die kompletten Gelder ausschließlich an die Kinder gehen zu lassen. “Aber das Geld ist noch immer bei der Oper, wir haben keine Kontonummern der Eltern”, so Ursula Wohlfeld. Demzufolge könnten die Gelder auch nicht überwiesen werden. Beauftragt mit der Einholung der Konto-Informationen der Eltern habe man Chorleiterin Sabine Bauer. Die jedoch, obwohl angestellt bei der Jugendwerkstatt, zieht lieber ihr Ding mit dem Förderverein durch. Und so ist fraglich, ob die Kontonummern noch kommen. Im Kulturausschuss forderten mehrere Stadträte die Verwaltung auf, diesen rechtlosen Zustand zu beenden. Es habe eine lange Tradition, dass der Förderverein diese Verträge abschließe, erläuterte Linken-Stadtrat Rudenz Schramm, dem von einem hinter ihm sitzenden Fördervereins-Vertreter immer wieder neue Fragen ins Ohr geflüstert wurden. Ursula Wohlfeld sagte, der Förderverein habe damit gedroht, Opernauftritte platzen zu lassen, sollten Oper und Jugendwerkstatt die Verträge miteinander machen.

Unterdessen gibt es zumindest neue Entwicklungen zum Kinderchor selbst. Laut SPD-Stadt Detlef Wend sei Klaus Roth, Chef der Jugendwerkstatt, bereit den Kinderchor herauszulösen und abzugeben. “Ein kleines Hintertürchen ist also noch offen”, sagte er. Doch der Förderverein spekuliert auf die gesamte Singschule. In zwei Wochen soll sich der Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung damit befassen, ob es zu einem Trägerwechsel von der Jugendwerkstatt hin zum Förderverein kommt.

Bei all den unschönen Auseinandersetzungen wird aber emsig am Konzept für das Festival im nächsten Jahr gearbeitet. Der Beirat habe sich für Chöre aus Österreich, England, Ungarn und Russland entschieden, erklärte Wohlfeld. Möglicherweise kommt auch ein Chor aus Venezuela. “Das ist zu 90 Prozent sicher”, so Wohlfeld. Geplant sind im Rahmen des Festivals wieder zwei bis drei Workshops. Außerdem werde es eine Podiumsdiskussion geben, so Wohlfeld. Thema: Vom Chorkind zum Star. Eine Opernsängerin, die Prinzen und Peter Schreier werden kommen und mit den Kindern debattieren. Auch zwei musikalische Auftragswerke sind vorgesehen.