Kunstforum feiert 500 Jahre armenischen Buchdruck

von 12. April 2012

1512 wurde in der venezianischen Druckwerkstatt des Armeniers Hakob Meghapart das erste armenische Buch gedruckt. Und genau das ist nun Anlass für eine neue Ausstellung im Kunstforum in Halle (Saale). Dabei hat sich die Saalestadt gegen die Staatsbibliothek Berlin und das Gutenberg-Zentrum Mainz durchgesetzt. Die Schau „Schriftkunst und Bilderzauber“ ist der zentrale deutsche Beitrag zu den internationalen Feierlichkeiten um das 500. Jubiläum des armenischen Buchdrucks. „Wir sind stolz, dass wir in Sachsen-Anhalt diese glanzvolle Ausstellung präsentieren dürfen“, so Kultusminister Stephan Dorgerloh. „Damit befinden wir uns in guter Gesellschaft mit Städten wie Venedig, Amsterdam oder Washington DC, in denen ebenfalls Ausstellungen zu diesem Anlass gezeigt werden.“Zu sehen sind mehr als 60 Exponate aus 8 Jahrhunderten, unterteilt in Handschriften und Frühdrucke. Dazu gehören armenische Drucke des 16. Jahrhunderts aus Venedig, Konstantinopel, Rom und Amsterdam wie auch prachtvolle Handschriften des 13. bis 17. Jahrhunderts. Außerdem ist auch der älteste armenische Druck überhaupt zu sehen, das „Urbatagirk“ (Buch vom Freitag). „In ihr geht es um Aberglauben, Gebete und Horoskope“, sagte Meliné Pehlivanian, stellvertretende Leiterin der Orientabteilung der Berliner Staatsbibliothek und ehrenamtliche Co-Kuratorin der halleschen Schau. Per Flugzeug, auf dem Schoß eines armenischen Regierungsvertreters, kam das Buch kürzlich nach Halle.Herzstück der Schau ist aber eine Kopie des berühmten Codex Etschmiadsin aus dem 10. Jahrhundert, im Original mit einem Prachteinband aus Elfenbein und eingenähten Miniaturen aus dem 5. und 6. Jahrhundert. In der Kopie aus Kunststoff dürfen die Besucher sogar selbst blättern. Das MESROP Zentrum an der MLU hatte diese originalgetreue Kopie der im armenischen Matenadaran-Archiv verwahrten Handschrift 1999 mit Unterstützung der Stiftung der Saalesparkasse für Forschung und Lehre erstehen können. Die Schau präsentiert daneben über 20 Evangeliare wie ein Heilungs-Evangelium, Gesangbücher, Psalter und weitere Manuskripte, die mit Zierbuchstaben, aufwändigen Illustrationen und Goldbuchstaben versehen sind. Auch weitere armenische Druckschätze aus weiten Teilen der damals bekannten Welt sind zu sehen, so ein Alexander-Roman über Alexander den Großen aus dem Jahr 1535 in einer volkstümlichen Version. Glanzstücke sind ein Tetraevangeliar und eine kilikisch-armenische Handschrift auf Pergament, beide aus dem 13. Jahrhundert. Die zwei Exponate stammen aus der Bibliothek der Deutschen-Morgenländischen Gesellschaft in Halle und der Bayrischen Staatsbibliothek. Daneben werden drei bedruckte Teppiche aus dem Museum für Volkskunde in der armenischen Hauptstadt Jerewan gezeigt.Halle sei idealer Standort, meinte die Armenologie-Professorin und Kuratorin der Ausstellung, Dr. Armenuhi Drost-Abgarjan. Schließlich habe schon August Hermann Francke Kontakte zu armenischen Buchdruckern in Amsterdam gepflegt. Daneben gebe es in Halle seit 30 Jahren eine armenologische Gruppe an der Universität sowie das einzige Institut in Deutschland für armenologische Studien. „Außerdem hat die Uni Halle eine Partnerschaft mit der Universität Jerewan.“Zu sehen ist die Schau vom 17. April bis 20. Mai im Kunstforum der Sparkasse in der Bernburger Straße.