“Man muss das Publikum auch quälen”

von 25. August 2010

Das internationale Kurzfilmfestival »Shortmoves« wird zehn Jahre alt. hastuzeit hat sich mit dem Festivalmitbegründer und künstlerischen Leiter René Langner über Anfänge und Zukunft des Festivals unterhalten.

Herr Langner, am 17. und 18. September werden im LUX Kino am Zoo und im PUSCHKINo wieder Kurzfilme aus vielen verschiedenen Ländern zu sehen sein. Sie haben »Shortmoves« 2001 ins Leben gerufen. Wie kam es damals dazu?
Damals habe ich noch in Merseburg Kultur- und Medienpädagogik studiert. Zum Studium gehörte auch ein halbjähriges Praktikum. Ich wollte aber nicht irgendwo angestellt sein und Kaffee kochen, sondern lieber etwas selber machen. Mit einem Kommilitonen zusammen kam ich dann auf die Idee, ein regionales Kurzfilmfestival für Schüler zu organisieren.
Wie erfolgreich wurden diese Idee dann umgesetzt?
Gar nicht erfolgreich. Wir haben Plakate entworfen, gedruckt und dann an die Schulen in Sachsen-Anhalt verschickt. Zurück kam allerdings nichts. Nicht eine Antwort. Das war erst einmal eine Enttäuschung. Wir hatten ja auch Geld investiert. Das Festival sollte aber nicht ausfallen. Deswegen haben wir einen anderen Weg gesucht. Damals gab es zu Glück schon die Internetseite kurzfilm.de. Dort haben wir das Festival inseriert und deutschlandweit ausgeschrieben. Und dann kamen auch 80 Filme nach Halle.
Wie viele Filme haben es dann in das erste Shortmoves-Programm geschafft?
Also, das müssen so 20 gewesen sein, wie heute auch. Allerdings damals noch an einem Abend. Danach waren die Leute ziemlich platt, weswegen wir das Programm dann auch auf zwei Abende verteilt haben.
Shortmoves findet in Halle statt. Kommen denn auch Einsendungen aus der Saalestadt?
Am Anfang war Halle wirklich Brachland. Von hier kam nichts, außer einigen kleinen Sachen von der Burg, meistens kurze Animationen. Aber ansonsten war da nichts. Mittlerweile werden es immer mehr hochqualitative Filme aus Halle, auch im diesjährigen Programm.
Und im Allgemeinen: hat sich die Qualität im Laufe der Zeit gesteigert?
Eigentlich nicht. Quantitativ gibt es eine deutliche Steigerung. Dieses Jahr bekamen wir knapp 400 Kurzfilme zugesandt. Qualitativ ist aber keine Steigerung erkennbar. Viele benutzen gute Technik, die wenigsten haben aber eine wirklich gute Geschichte zu erzählen. Bei Shortmoves müssen die Filme berühren.
Das Festival wird dieses Jahr zehn Jahre alt. Ein Grund, nicht nur in die Vergangenheit zu schauen, sondern auch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Soll Shortmoves denn an Größe und Einfluss weiter gewinnen?
Ich denke, für Halle ist die jetzige Größe sehr in Ordnung. Vielleicht muss man sich noch mehr in eine Nische entwickeln. Irgendeinen Aspekt von Filmen stärker unterstützen. Allerdings würde ich auch nur ungern auf die Vielfalt verzichten.
Warum?
Weil man das Publikum auch mit Filmen quälen muss. Das hat einen erzieherischen Effekt. Die Zuschauer sollen sich auch mit ungewohnten Herangehensweisen auseinandersetzen.
Shortmoves wollte ursprünglich Jugendliche erreichen, was allerdings nicht funktionierte. Nun findet zum zweiten Mal »Minimoves« statt, wo mit 6- bis 12-Jährigen Filme gedreht werden. Ist das der Versuch, sich noch einmal am Nachwuchs zu versuchen, diesmal allerdings mit den noch Jüngeren?
Ich glaube, es ist sehr wichtig, auch den ganz jungen Nachwuchs filmisch zu schulen. Sie sollen es ja sein, die später die Geschichten erzählen. Nicht nur solche, die in Halle gedreht werden, wo also die Kulisse genutzt wird, sondern auch solche, die aus Halle kommen. Dass es mehr Filme mit Themen von hier gibt, ist ein schönes, aber auch großes Ziel, das ich probiere anzusteuern. Das verstehe ich auch als Filmförderung.
Herr Langner, vielen Dank für das Gespräch.


HalleForum.de präsentiert in Zusammenarbeit mit hastuzeit aktuelle Berichte rund um die halleschen Studenten und ihre Hochschulen. Dieser Artikel erschien auf der Webseite (www.hastuzeit.de) der hallischen Studierendenschaftszeitschrift hastuzeit.