MDR: Jüngeres Publikum und mehr Transparenz

von 2. November 2011

An ihrem zweiten Arbeitstag hat die frisch gebackene Intendantin des MDR, Prof. Dr. Karola Wille, vor einer großen Journalistenschar im 13. Stock des Senderhochhauses in Leipzig über ihre Pläne zur Entwicklung und zukünftigen Ausrichtung des Senders informiert.

Sie war mit ihrer kompletten neu zusammengestellten Führungsmannschaft angetreten. Lediglich der erst gestern entlassene Sendersprecher, Dirk Thärichen, fehlte naturgemäß. Die neue Intendantin Wille sieht ihren Sender in den nächsten zehn Jahren vor drei großen Herausforderungen. Erstes Ziel sei, nach den vielen Negativschlagzeilen in der jüngsten Vergangenheit, wieder Ruhe und Ordnung einkehren zu lassen.

Dazu gehöre auch, so Wille, eine neue Betriebskultur und mehr Eigenverantwortung und Teamgeist der Mitarbeiter. Als Beispiele nannte sie die Fälle Mohren und Foht sowie den Betrugsfall beim Kinderkanal KI.KA. Dazu will Wille die Kontrollinstrumente auf den Prüfstand stellen. Zentrale Punkte seien mehr Transparenz und eine bessere Kommunikation im Haus und nach Außen. Sie habe sich auch von Dirk Thärichen getrennt, weil sie eine Person ihres absoluten Vertrauens um sich haben will. Der MDR müsse verloren gegangenes Vertrauen gegenüber der Öffentlichkeit und auch den Mitarbeitern zurückgewinnen und sich nach außen öffnen.

Als zweites Aufgabenfeld will die Intendantin die MDR-Strukturen auf Herz und Nieren überprüfen die Produktionsweisen und Ressourcen einer genauen Analyse unterziehen. Der MDR müsse sich in einem brutalen digitalen Wettbewerb behaupten. Weiter soll das Programm stärker auf ein jüngeres Publikum abzielen. Wille betonte, der MDR sei keineswegs nur ein "Schunkelsender", sondern biete bereits ein breites und anspruchsvolles Programm. Doch der Sender müsse sich den digitalen Herausforderungen stellen, Einzug halten ins Wohnzimmer via Internet und Online-Medien.

So seien der Aufbau eines digitalen ARD-Jugendsenders oder die Weiterentwicklung der Kindersendung Figarino bis hin zu einem mitteldeutschen Kinderradio geplant. Wille sprach sich auch dafür aus, die Qualität der MDR-Angebote auf den Prüfstand zu stellen und die Leitlinie der Regionalität auszubauen. Dabei bleibe der MDR den Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verpflichtet, ein unabhängiges, vielfältiges Programm bereitzustellen zur freien Meinungsbildung. Als weitere Herausforderung sieht Wille Finanzfragen. Der MDR müsse mit den vorhandenen Ressourcen effizienter arbeiten und könne im Übrigen nicht mehr ausgeben, als er einnehme. Dies werde auch schmerzhafte Einschnitte zur Folge haben.

(Matthias Weidemann / l-iz.de)