MODERNE IN DER WERKSTATT

von 14. November 2015

Die Kunsthochschule des Landes Sachsen-Anhalt hat sich in den vergangenen 100 Jahren in der Auseinandersetzung mit den Visionen der Moderne und aus der Erfahrung in ihren Werkstätten immer wieder neu erfunden. Die Ausstellung widmet sich dieser eindrucksvollen Geschichte, den Visionen und den Leistungen der BURG, indem sie der Frage nachgeht, wie die einzelnen Werkstätten gemeinschaftlich an der Realisierung konkreter Projekte zusammenwirkten: Von den Puppenspielen (1918–1932) und dem Flughafenrestaurant Halle/Leipzig (1930/31) über das modulare Möbel-Programm MDW (1965–1990), die komplexe Arbeitsumweltgestaltung für das Mifa-Fahrradwerk in Sangerhausen (1977/79) bis hin zur Gestaltung für das BMW-Werk Leipzig (2012) entfaltet die Ausstellung die Geschichte der bis heute international geschätzten Kunsthochschule.

Wie ästhetisch und sozial avancierte Ideen der BURG seit 1915 zwischen Experiment und Erneuerung von Tradition zu angemessener, dekorativer, sachlicher und dabei künstlerisch durchdrungener Form finden konnten, wie ihre Gestaltungen die Stadt Halle prägten, wie der Organismus BURG sich aus der kreativen Individualität seiner Lehrer und Schüler speiste und mit seinen Produkten schon früh internationale Aufmerksamkeit erfuhr, wie ästhetische und soziale Verantwortung in serielle Gestaltung umgesetzt wurde – das wird in der Ausstellung mit zahlreichen Objekten in einer aufwendigen Ausstellungsgestaltung, teils mit Nachbauten, teils in Rekonstruktionen und Re-Inszenierungen, sichtbar und nachvollziehbar.

Mit der Verbindung von Objekten und Bilddokumentation werden so die Arbeitsatmosphäre der Werkstätten und das lebendige Netzwerk von individueller Kreativität und gemeinschaftlichem BURG-Geist vor dem Hintergrund der Zeitgeschichte anschaulich dargestellt. Der auch die Ausstellungsarchitektur bestimmende Werkstattcharakter verbildlicht den Prozess, aus dem Gestaltung hervorgeht – nicht aus dem Entwurf (Kopf) und nicht aus dem Handwerk (Hand), sondern aus der Erfahrung, die in der Werkstattarbeit entsteht und die zur Gestaltung, d.h. zum Werk führt.

Im Rahmen der Ausstellung wird auch der diesjährige SYN Award der SYN Stiftung | Kunst Design Wissenschaft und der Fraunhofer Materialpreis an Alessa Brossmer als Work-in-Progress präsentiert.

„Moderne in der Werkstatt. 100 Jahre Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle“ wird begleitet von einem umfangreichen Vermittlungsprogramm, u.a. mit einem Symposium, Vorträgen, Filmabenden und Workshops. Die große Abschlussveranstaltung am 6. Februar 2016 findet als ein in die Stadt wirkendes Fest der besonderen Art in Kooperation des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) mit der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der Stiftung Bauhaus Dessau statt.

Der zur Ausstellung erscheinende Begleitband, herausgegeben von Christian Philipsen in Verbindung mit Thomas Bauer-Friedrich und Cornelia Wieg (160 S., 325 Abbildungen), ist für 24,50 Euro im Museumsladen erhältlich oder über die ISBN 978-3-86105-100-8 zu beziehen.

Ein Ausstellungsprojekt des Kunstmuseums Moritzburg Halle (Saale) in Kooperation mit der Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle und der SYN Stiftung | Kunst Design Wissenschaft.