Moritzburg zeigt Gemälde aus sechs Jahrzehnten

von 25. September 2011

Am Samstagabend wurde in der Moritzburg in Halle (Saale) eine neue Schau mit Werken der Sammlung von Hermann Gerlinger eröffnet. Zu sehen sind Gemälde der Brücke-Maler aus sechs Jahrzehnten.

Mit dem Begriff „Brücke“-Kunst verbindet sich in der Regel die Zeitspanne zwischen 1905 und 1913, in der die Künstlergruppe bestand. Der Blick in die reiche Sammlung von Hermann Gerlinger allerdings zeigt, dass das Spektrum der Malerei viel breiter zu fassen ist. Es reicht von frühen Beispielen aus den Anfangsjahren, also noch vor der eigentlichen Gründung der „Brücke“ im Jahr 1905, über die Jahre des Suchens nach Eigenständigkeit und des Anschlusses an die avantgardistischen, europäischen Bewegungen zu Beginn des letzten Jahrhunderts, bis in das reife Schaffen der Künstler.

Die Jahre 1909/1910 markieren innerhalb der Chronologie der „Brücke“ einen ersten Höhepunkt. Im gemeinsamen Arbeiten in der freien Natur oder den Ateliers entstanden Werke, die eine große stilistische Nähe der Malerfreunde offenbaren. 1911 erfolgte die Übersiedlung von Dresden in die Hauptstadt Berlin. Der Ortswechsel ist Ausdruck des zunehmenden Erfolgs und eines damit gesteigerten Selbstbewusstseins der „Brücke“-Maler, die vor Beginn des Ersten Weltkrieges eine erhebliche Strahlkraft entfalteten und sich als erste deutsche Avantgardebewegung von europäischem Rang im 20. Jahrhundert etablierten.

In der Sammlung Hermann Gerlinger lässt sich darüber hinaus die weitere Entwicklung der Maler nach der Auflösung der Künstlergruppe im Jahre 1913 umfassend nachvollziehen. Dieses spezielle Interesse des Sammlers Hermann Gerlinger für alle Schaffensphasen der „Brücke“-Maler unterscheidet die Sammlung von anderen. Durch den besonderen Zuschnitt der Sammlung kann der Besucher deshalb am Beispiel der Künstlergruppe, die Entstehung, die Blütezeit, aber auch das Nachwirken des Expressionismus in Deutschland anschaulich verfolgen und nachvollziehen.

Die Ausstellung mit 39 Gemälden, umspannt Werke aus sechs Jahrzehnten und bietet somit die besten Voraussetzungen, um das malerische Schaffen v.a. der Gründungsmitglieder der Gruppe – Erich Heckel, Karl Schmidt-Rottluff und Ernst Ludwig Kirchner – in Kürze und Intensität Revue passieren zu lassen. Besonders im Falle Schmidt-Rottluffs, den eine besondere Beziehung mit dem Sammler verband, zeigt sich eine erstaunlich konsequente künstlerische Haltung, gepaart mit einer großen Offenheit für Neues. Auch von Mitgliedern wie Emil Nolde, Max Pechstein, Cuno Amiet und Otto Mueller, die später in den Kreis der „Brücke“ traten, sind charakteristische Werke in der Ausstellung vertreten.

Mit dieser Präsentation bietet sich erstmalig die Gelegenheit, alle Gemälde der Sammlung Hermann Gerlinger in ihren inneren Zusammenhängen zu studieren.

Öffnungszeiten
Di 10 – 19 Uhr
Mi – So und an Feiertagen 10 – 18 Uhr
24. und 31.12. geschlossen